Algiers
Shook
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 24.2.)
Immer noch toll, immer noch fiebrig: der Gospel-Industrial der Weltschmerzpatienten.
Es gibt noch immer kaum eine bessere Band als Algiers, wenn man hören und fühlen will, was es heißt, die Welt nicht nur verbessern zu wollen – sondern auch so richtig heftig an ihr zu leiden. Alles fühlt sich bei dieser Band aus Atlanta, die tief im Herzen eine hundert Jahre alte Bluestruppe ist, nach emotionalem Steineschleppen an, alles nach dem ernsthaften Versuch, der Unehrlichkeit und dem Bullshit in der Welt ein wenig Integrität entgegenzusetzen.
AmazonNatürlich klingt das nach einem Konzept, das mächtig verkopfte, verknotete Musik abwerfen dürfte, aber mit ihrem vierten Album SHOOK beweisen Algiers einmal mehr das Gegenteil. In der Unerbittlichkeit des Industrial und den Wiederholungsschleifen technoider Soundelemente suchen Algiers die Qual, in der entfesselten Körperlichkeit von Rock und Gospel die Erlösung.
Ganz neu ist das nicht mehr, hier und da überraschend noch immer, denn die Band hat sich einen ganzen Unterstützertrupp ins Boot geholt – von Legenden wie dem Rapper Big Rube und Zack de la Rocha bis zur wunderbaren Nadah El Shazly, die Electronica mit akustischen arabischen Instrumentalsounds mischt. Dazu sind Wave- und Postpunkelemente, die an sehr heiße Zeiten des Kalten Krieges erinnern, präsent wie nie – und fügen sich erschreckend gut ein in diese fiebrige Gegenwartsbespiegelung.