Alexander :: Alexander
Rough Trade/Beggars/Indigo
Seltsam gute Laune, Pathos und Pop-Nostalgie: Mit diesen Songs steigt der Sänger der Magnetic Zeros zum Entertainer mit „Wetten, dass ..?“-Ambitionen auf.
Es gehört eine gehörige Portion Selbstwertgefühl dazu, ein Album wie dieses zu machen. Oder ein kompletter Blackout, was die letzten 35 Jahre Pop betrifft. Am besten beides. Die seltsam gute Laune, die der Sänger der Magnetic Zeros auf seinem Solodebüt verbreitet, verdankt sich, so viel gilt als sicher, der Lust an der Aufnahme, Alexander Ebert ist der fleißige Handwerker in einem vollkommen aus der Zeit fallenden Homerecording-Universum. Als hätte es Punk und Indie-Rock und Techno und Grime und Glitch nie gegeben. Manchmal ragt aus diesen Liedern auch die Freude am Pathos, wenn der Sänger etwa erzählt, dass er nach einer Million Jahren Tränen sein Mädchen gefunden habe. Sound und Lyrics qualifizieren den herzlich rührenden Amerikaner für einen TV-Auftritt in Thomas Gottschalks „Wetten, dass ..?“ (inklusive Fernsehballett), hin und wieder liegt auch ein Duft von Onkelhaftigkeit über diesen Liedern. In der Mehrzahl aber riechen diese Singalongs nach endlos langen Patchouli-Nachmittagen in den längsten Sommerferien der Welt. „Awake My Body“ hört sich an, als spielte Ronnie Lane ein Ständchen zu Ehren von Harry Belafonte, Alexander scheut sich auch nicht, die Melodie des 1975er-Megaschlagers „Tornero“ zu klauen und mitsamt Schmusechor und gepfiffenem Intro unter neuem Logo zu verkaufen („Truth“). Darüber hinaus darf man bei „Alexander“ an folgende Künstler aus den Seventies denken, die sich wiederum auf die Fünfziger und Sechziger beziehen (in alphabetischer Reihenfolge): George Baker Selection, Beach Boys, Albert Hammond, Murray Head, Simon And Garfunkel, Terry Jacks. Dass dieses von nostalgischem Fallout heimgesuchte Liederwerk keine gesundheitlichen Gefahren in sich birgt, dafür wollen wir unsere Hand ins Feuer legen. Die Strahlenbelastung ist zwar hoch, sinkt erstaunlicherweise ungefähr nach dem dritten Hördurchgang.
Key Tracks: „Truth“, „Bad Bad Love“, „Remember Our Heart“
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