Alanis Monssette :: So-Called Chaos
Psychiater-Pop: Eine Therapie in Sachen Beziehungen, Politik-Verdruss, Superstardasein und Musikindustrie.
Eigentlich müsste sie dafür bezahlen, ihre Fans als psychologischen Mülleimer zu missbrauchen. Und angesichts der Fülle an Problemen dürfte der Stundentarif auch nicht zu knapp ausfallen. Doch weit gefehlt: Alanis lässt sich dafür bezahlen, dass sie den großen Seelenstriptease zelebriert und ihre Zuhörer zu emotionalen Voyeuren macht.Es ist bereits das sechste Mal, dass sie sich in aller Ausführlichkeit an ihrer Seelenpein weidet. Da geht es um ihre gespaltene, manisch-depressive Persönlichkei, um ihre Unfähigkeit, den richtigen Partner zu finden, um ihr ach so stressiges Promi-Dasein, ihren Glaubensverlust an die rückgratlose Politik und ihren aktuellen Lover, dem sie in „Knees Of My Bees“ huldigt. Die Melodien sind auf so-called chaos eine ganze Spur flotter und eingängiger als auf den beiden doch recht melancholischen Vorgängern. Das verdeutlicht bereits der Opener „Eight Easy Steps“ mit flirrenden elektronische Soundschleifen, fernöstlichen Vibes und einem Wall Of Noise. Eine dynamische, energetische und doch eingängige Variante, die sie in der Folgezeit immer wieder aufgreift und dadurch nicht nur perfekt von den komplexen Texten ablenkt, sondern auch das Spannungslevel des Albums konstant aufrecht hält – ohne schmachtende Balladen bzw. ohne esoterische Nichtigkeiten. Musikalisch ist Alanis Morissette somit endlich erwachsen geworden, was mit Anfang 30 auch höchste Zeit wird. Und was den Rest betrifft: Vielleicht sorgt ihre jüngste, anscheinend sehr glückliche Beziehung ja für lyrische Abhilfe. Besser wär’s auf jeden Fall.
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