Air Liquide – Let Your Ears Be The Receiver

Vielleicht hat das ja noch niemand bemerkt: Der richtige Funk wird heute von anderen gespielt. Von Menschen, deren Musik zwar schon immer im „Dance „-Fach eingeordnet wurde, zu der aber niemand so recht tanzen wollte oder konnte. Air Liquide – Veteranen der neuen deutschen Elektronikschule der neunziger Jahre – hatten in ihrer eklektizistischen Arbeit zwischen Ambient, Techno und IDM noch nie Berührungsängste mit dem Dancefloor. Im Gegenteil: Je größer die Zahl ihrer Platten, desto tanzbarer die Musik darauf. Aber noch nie zuvor haben Dr. Walker und Jammin‘ Unit ein dermaßen unverschämt-konsequentes Bekenntnis zum Dancefloor abgelegt wie auf ihrem elften Album, let your ears be the receiver ist ein Funk-Soul-Album, keines, bei dem irgendjemand den Bass slappen würde, sondern ein postmodernes Funk-Album, in das Air Liquide alle Erkenntnisse einbringen, die sie in 13 Jahren verdienstvoller Forschung in allen experimentellen Spielarten der elektronischen Musik gewonnen haben. Allerlei Effekte, die du gerne als experimentell bezeichnen darfst, schmeißen sich ran an die Tracks aus Disco, Ragga, Electro, House, Latin, Techno und immer wieder Soul und Funk. „So Much Love“ IGesang: Khan) und „Let Your Ears Be The Receiver“IVocals: MC Universall sind zwei unverschämte Hits, für die jemand wie Prince wahrscheinlich einen Mord begehen würde. Dass das ab und an in dumpfes Gebolze I..Go Deh Yaka – In A Liquid Style“! abgleitet, scheint dann eine Genre-immanente Eigenheit zu sein.

V0:26.4. 4 ALBERT KOCH >>>

www.airuquide.org platten Die Resonanz auf die zweite Verlosung in der Geschichte der Singlesrubrik (musikexpress 3/04) war überwältigend: Genau eine Einsendung ging bei uns ein – von G. N. aus Berlin. Und die Antwort war auch noch falsch. Die richtige lautet: Camper Van Chadbourne. Wir erinnern uns: Als Preis wurde eine sehr schlechte, verzerrte Schwarzweifi-Kopie des Liars-Singles-Covers“.There’s Always Room On The Broom“ ausgelobt. Weil wir durchaus ein Faible für Idealisten haben, hat G. N. aus Berlin trotz falscher Antwort seinen Preis bekommen – weil er sich wirklich Mühe gemacht hat, zu begründen, weshalb gerade er gewinnen sollte.

Viel mehr Grund zur Beunruhigung als die Frage, wieso bei einer Verlosung, bei der eine sehr schlechte, verzerrte Schwarzweiß-Kopie zu gewinnen ist, nur einer mitmacht, bietet ein rätselhaftes Phänomen in der Sampler-Abteilung (Seite 81) dieser Ausgabe. Dort ist eine mysteriöse Häufung von Platten zu beobachten, die eine Zahl im Titel tragen. Wenn das mal kein Omen ist. Da ist ein Nummerologe gefragt, der Quersummen errechnet und Schlüsse daraus zieht, findet der plattenmeister