Adam Ant
Adam Ant Is the Blueblack Hussar In Marrying The Gunner´s Daughter
Blueblack Hussar/Alive
Der neuromantische Postpunk-Abenteurer ist zurück und das ist schon aus Prinzip ein Grund zur Freude.
Adam Ant. Adam Ameise. Aber vor allem: „adamant“ – englisch für „hartnäckig“, „unerbittlich“, „unnachgiebig“. Nach über 35-jähriger Karriere lässt sich festhalten: Der Künstlername hat nicht übertrieben. Und was ist das für eine Karriere: Dieser Mann war 1981 gewissermaßen der Vorläufer von Justin Bieber! Er gewann den Goldenen Otto, also die höchste Auszeichnung der „Bravo“. In der Kategorie Band – damals noch mit seiner Horde, den Ants. Diese wie Freizeitpark-Darsteller kostümierten New-Romantic-Piraten, -Ritter, -Edelmänner, Postpunks aus dem Dunstkreis von Malcolm McLaren übrigens, waren damals also die beliebteste Gruppe bei den deutschen Teens. Das sieht in der Rückschau nicht nur ulkig aus, das hört sich vor allem irre an – ein so wunderbar überkandideltes Album wie PRINCE CHARMING rotierte auf den Plattentellern abenteuerlustiger Heranwachsender. Wenn da mal nicht wieder früher alles besser war. Nach Karriere-Ebbe und ernsten psychischen Problemen feiert Ant nach 17 veröffentlichungsfreien Jahren nun sein Comeback. Mit Dreispitz-Mädchen auf dem Cover und einem angemessen verwegenen Albumtitel, der sofort anzeigt: Diese Platte markiert nicht nur die Rückkehr des Musikers Goddard, es kehrt hiermit auch der kostümierte Abenteurer zurück. Allerdings ist dieses Album dermaßen kein Paukenschlag, so gar kein großer Wurf, so dermaßen einfach nur rausgehauen – dass es eine Freude ist. Nein, keine Freude in jedem einzelnen Song: Ein Homedemo-Jam wie „Punkyoungirl“ hinterlässt sogar einen bedenklich wirren Eindruck vom Künstler, fast die Hälfte der Songs kommt nicht recht auf den Punkt, die Produktion ist über weite Strecken billig zu nennen – und dieses „billig“ steht nur mit sehr viel gutem Willen für „charmant“. Und doch ist ADAM ANT IS THE BLUEBLACK HUSSAR … eine Platte, die mit spürbarer Lust aufgenommen wurde. Für die sich niemand irgendwelche strategischen Gedanken gemacht hat, die allen Zeitgeistern schief ins Gesicht grinst. Eine Platte, die einfach gemacht wurde. Und deshalb Spaß macht.
Oliver Götz