ABC – Traffic

Das Letzte, was man von Martin Fry hörte, waren Auftritte als ABC bei Eighties-Package-Touren mit Kim Wilde und Tony Hadley von Spandau Ballet. Dort präsentierte er eine Comic-Version seiner selbst: aufgedunsen und aufgedreht, im goldenen Glitzeranzug, mit zu viel 8oer-typischem Fingerzeigen auf eine imaginäre Person bei markanten Songstellen. Ein trauriger Abstieg für Fry,der in den 80ern mit der wahnsinnigen Symbiose von Punk, Earth, Wind &. Fire, Synthies und Hochglanzproduktion für eine neue Art Pop stand. Im lässig sitzenden Anzug und mit einer Bowie’schen Rätselhaftigkeit gehörte er zu den schillerndsten Sängern und cleversten Songschreibern seiner Ära, wovon The lexicon of love von 1982 zeugt. Nach den passablen Platten beauty stab und Alphabet city waren ABC in den 90ern zu einer unzeitgemäßen Pop-House-Band heruntergekommen. Nach elf Jahren Pause nun traffic. Alles ist da: die Widescreen-Pop-Ambition, die Geigen, Frys unvergleichliche Stimme sowie eine transparente Produktion; sogar Drummer David Palmer, der ABC nach the lexicon of love verließ, ist wieder dabei. Doch wie so oft, wenn Bands versuchen, an ihre Erfolge anzuknüpfen,fehlt es vor allem an guten Songs. Weder die Hardrock-Gitarrenausbrüche noch Frys Gesang durch einen Vocoder können die Schwächen verdecken. VÖ:26.9.

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