ABC – Absolutely DVD

ABC wandelten in den frühen 80ern auf dem neo-romantischen Popmoden-Laufsteg mit der Sicherheit von genialen Dilettanten, die ihre nostalgischen Sehnsüchte nach Glamour und Stil selbstironisch zu kaschieren wussten. Initiator und Sänger Martin Fry, Saxofonist Steven Singleton, Multiinstrurnentalist Mark White agierten zunächst in ihrer Heimatstadt Sheffield als Synthi-Pop-Verschnitt Vice Versa, bevor sie 1980 mit Schlagzeuger David Palmer den „äußersten Karriereschritt wagten, um perfekte Pop-Singles zu kreieren“, wie Fry nicht müde wird zu betonen. Dass ihnen das teilweise gelang, unterstreichen zumindest die Hälfte der insgesamt 14 Clips der 1990 erstmals veröffentlichten Video-Kompilation absolutely: Die beiden ersten Filmchen, „Poison Arrow“ und der Megaseller „The Look Of Love“, präsentieren sich dabei als erste Gehversuche, „ein Violinenheer mit mondänem Discoschick in romantischer Pose zu vereinen, die an opulenten Landsitzluxus, silbernes Mondlicht, lilafarbene Samtvorhänge, schweren Rotwein in zerbrochenem Kristall denken lassen“. Wie ihr Idol Bryan Ferry, so labten sich auch die vier Working Lads aus dem englischen Norden auf distanzierte Weise an technicolorbunten Aufsteiger-Träumen in der harschen britischen Klassengesellschaft und blätterten 1982 in dem von Trevor Hörn produzierten Debüt-Meilenstein lexicon of love einen Hochglanzkatalog ihrer Wunschwelt auf – schwärmerischer als Soft Cell, weniger elektronisch als Human League, nicht so verkopft wie Heaven 17- Ebenso opulent gerieten die Clips, die mit dem Abstand von zwei Jahrzehnten eher putzig als elegant wirken, was am damaligen Stand der Technik liegt. Immerhin: Noch heute überrascht Fry als ausdrucksstarker Sänger, der clevere bis intellektuelle Texte in einem Genre zu schreiben vermochte, das dafür eigentlich eher nicht bekannt war. Später widmeten die Bewunderer des elegischen Soul-Romantikers Smokey Robinson dem Meister der Beziehungsskizzen mit „When Smokey Sings“ nicht nur ein Loblied, sondern offerierten auch auf zwei weiteren Songs, „The Night You Murdered Love“ und „King Without A Crown“, erstklassigen Soul-Pop für alle Gelegenheiten, der zwar nichts Neues brachte, das Alte jedoch perfekt zelebrierte.