ABBA. Fotografien 1974-1980

Ich habe meine grundsätzlichen Einwände gegen Bildbände wie diesen: Ganze Baumkommunen werden für sie gemeuchelt, moderne Apartments sind zu klein für ihre Aufbewahrung, ohne spezielles Möbelstück lassen sie sich nicht zweckgemäßig verwenden, beim abendlichen Blättern im Bett droht man erdrückt zu werden. 80 Prozent der Abbildungen sind von sagenhaft schlechter Qualität, weil, um nur die guten und diese gut zu drucken, das Buch halb so groß und viertel so dick sein müsste. Von den zweisprachigen Begleittexten nicht zu sprechen; die sind, wenn im Original englisch, in „deutschen“ Ausgaben weit unterhalb dessen, was man „Übersetzung“ nennen darf. Hier, immerhin, ist Deutsch Ausgangsidiom; man versteht zumindest, was vermittelt werden soll. Das ist nicht übermäßig viel pro Zwölftelquadratmeter, aber wiederum: immerhin – die Erinnerungen des 1942 geborenen Ex-Bravo-Redakteurs, Ex-Teenie-TV-Regisseurs und heutigen Karaoke-Unternehmers Heilmann stammen aus eineinhalbter Hand IHilfe kam von Sabine Thomas); der Literatur-Quotient reicht dennoch nicht über bieder reportierte Anekdoten mit Musik-Biz-Phrasen-Streuseln hinaus. So erfährt man beim Blättern, dass Anni-Frid dank einem Bravo-Interview ihren totgeglaubten deutschen Vater wiederfand lund gleich noch eine Cousine dazu), dass sich Benny und Björn nicht zur Abgabe von „Kissogrammen“ überreden ließen, dass Abba 1978 „ziemlich ausgepowert“ waren, weil die Karrierebemühungen „langsam ihren Tribut forderten“ usw. Dafür, möchte man denken, wuchtet man sich keinen Zehntelzentner Papier in die Bude. Wenn doch allerdings, hat man in diesem Fall Glück, denn bei aller Fragwürdigkeit ist sie schon lohnend, die Reise durch sechs Jahre Abba, weil Heilemann nicht nur ein paar Mal. sondern immer wieder dabei war; so wird die episodische Abfolge schlüssig. Zudem passt die mindere bis quietschtrashige Qualität der Bilder paradoxerweise bestens zum Thema. So sahen sie halt aus. die 70er, wenn sie auf Teufel komm raus popkommerziell sein wollten: wie eine Mischung aus Raumschiff Enterprise. Las Vegas, Woodstock und „Disco 75“. Da werden bei denen, die „dabei“ (= am Konsum beteiligt) waren, Gefühlserinnerungen wach wie beim Lesen alter Tagebücher aus der fünften Klasse. Oder beim Hören von „Knowing Me, Knowing You“. Wen aber mit Abba nicht Nostalgie, sondern Retro-Interesse (oder ein rein, ähem, wissenschaftliches! verbindet und wer trotzdem John Toblers „Gold. The Complete Story“ nicht besitzt, ist damit besser bedient.