A.R.& Machines – Die Grüne Reise

Achim Reichels Verdienste für die Entwicklung der Rockkultur in Deutschland werden gerne marginalisiert. Ein Umstand, den Julian Cope schon in seinem Standardwerk „Krautrocksampler“ monierte. Gibt es hierzulande doch keinen zweiten Musiker, der nahezu fünf Dekaden lang immer wieder neue musikalische Impulse gab. Nach den Beat-Tagen als Frontmann von The Rattles erlaubte sich der Hamburger eine Abkehr vom Gewohnten. Suchte plötzlich „Klänge hinter dem 4/4-Takt“, wie er 1971 in einem Interview zu Protokoll gab. Gescheitert war kurz zuvor die 1968 mit Produzent James Last gegründete Psychedelic-Pop-Formation Wonderland, aber auch seine gemeinsam mit Wonderland-Sänger Frank Dostal initiierte Rettung des Hamburger Star Clubs. Heimaufnahmen mit einer Vierspurmaschine der Marke AkaiX-3300 nahm Reichel für das Projekt namens A.R.& Machines. Dabei spielte der Zufall eine nicht unwesentliche Rolle:Gewöhnliche Gitarrenaufnahmen erzeugten in dem defekten Gerät endlose Echokaskaden-eine Aufnahmespur klang plötzlich wie zehnfach überspielt mit jeweils sekundenlangen Verzögerungen. Daraus wurde ein sphärisches Konzept. Wie bekifft schwebte Reichel einmal rund um den „Globus“ auf der Suche nach „Beautiful Babylon“. Lauschte versonnen den „Cosmic Vibrations“, bevor im zwölfminütigen „Wahrheit und Wahrscheinlichkeit“ Zeit und Raum in exzessiven Stimmechos transzendieren. Ganz aufs Songformat verzichten mochte Reichel nicht. „Come on, People“ ist ein hypnotischer Voodoo-Indianer-Blues.I’ll Be Your Singer, You’ll Be My Song“ atmet Jam-Session-Charakter im akustischen Westcoast-Style. Nahezu im Alleingang meisterte Reichel den halluzinogenen, in Teilen instrumentalen Echo-Gitarren-Trip. Nur für Perkussives wurden Dicky Tarrach (Ex-Rattles, Ex-Wonderland) und das spätere Neu!- und La-Düsseldorf-Mitglied Hans Lampe eingespannt. Die einhelligen Verrisse der damaligen Journaille verblüffen 37jahrespäterdoch ein wenig. Entsprach die grüne reise doch durchaus dem auf Elektronik-Experimente ausgerichteten Zeitgeist. Für die Neuauflage unterzog Eroe den Krautrock-Klassiker,der wohl auch Brian Eno 1975 zu another green world inspirierte, einer digitalen Klangoptimierung. Der Clou zum Finale: Auf der beigelegten DVD findet sich die filmische Umsetzung durch Studenten der Medien-Fachhochschule Lippe und Hoxter.

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