A Hawk And A Hacksaw :: Cervantine
LM Duplication/Cargo
Vorbildlich kontextualisiertes Folk-Unternehmen mit reimportierten Mariachi-Trompeten. Oder: Was New Mexico mit Serbien und Transsylvanien zu tun hat.
In gewisser Weise gibt dieses neue Album von A Hawk And A Hacksaw Antwort – auf die Frage, warum ein Ensemble aus den Wüsten von New Mexico sich über bislang vier Alben mit Emphase und Hartnäckigkeit an die Erforschung von Regionalmusiken aus dem Balkan begeben hat. Im Titelsong „Cervantine“ sind jetzt eben jene mexikanischen Mariachi-Trompeten zu hören, die einen gar nicht geringen Einfluss auf den Balkan-Brass-Sound weiter Teile des 20. Jahrhunderts hatten – den lateinamerikanischen Soap Operas sei Dank, die in Osteuropa so populär waren. New Mexico ist für Jeremy Barnes (Akkordeon, Percussion) und Heather Trost (Violine, Viola) eine Fundgrube für Culture-Clashs, deren Klangspuren bis nach Serbien und Transsylvanien reichen. So versteht die Band den Song „Espanola Kolo“ als eine Hommage an die Stadt Espanola in New Mexico und den Kolo-Tanz aus dem ehemaligen Jugoslawien, ein musikalisches Verbindungsstück zwischen Orten, die im Pop-Lexikon noch nicht miteinander verlinkt waren. Das ist der Job, den Barnes und Trost mit beinahe wissenschaftlicher Gründlichkeit erledigen, aber eben immer auch mit reichlich Lust an der jede geografische Hürde sprengenden Party. Und mit ein paar Freunden, die sich für das vorbildlich kontextualisierte Unternehmen ins Zeug legen, wie Stephanie und Chris Hladowski (Gesang, Bouzouki) und Issa Malluf (Doumbek) in „Mana Thelo Enan Andra“, einem hymnischen Crossover, in dem die Grenzen zwischen den nicht nur kulturell verfeindeten Nationen von Griechenland und der Türkei für die Dauer von knapp vier Minuten aufgehoben werden. Nur Puristen werden den Kopf schütteln.
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