2raumwohnung
Es wird morgen
Inga Humpe und Tommi Eckart verwandeln Beziehungskitsch in Schnuckel-Pop.
Wenn das Biedermeiertum nicht längst erfunden wäre, müsste das bald geschehen. Zum Beispiel jetzt: Zwei Menschen, heterosexuell, sitzen zusammen, betrachten einander, versinken in wechselseitige Nabelschau. Zwischendurch seufzt die Frau liebevoll „Ach. du!“ Worauf er ein neckisches „Ja, wir!“ entgegnet. Und während die beiden einander anstieren wie mondsüchtige Kälber, läuft ätherischer Schnuckel-Pop im Hintergrund. Ein paar Beats tröpfeln dahin, süß, zahm, zuckrig, klebrig vermutlich. Eine Gitarre schreddert luftig, und sonnige Harmonien dudeln. Darüber zirpt eine feenhafte Frauenstimme. Das ist Inga Humpe, und sie singt vom Frühling, von Wolken und von Beziehungen.. „Unsere Herzen sind Segelschiffe“, metaphert sie im Flüsterton. Und: „Glück verbreitet sich in Wellen an ganz wunderbaren Stellen. „Alles ist Herz, mitunter Schmerz und doch so putzig wie zwei Glücksbärchis im Land der sieben Zwerge. Wenn sie die Poesie verlässt, besinnt sich Frau Humpe dann ganz auf ihre Stärken. Ein lockeres „Dadadadam“ und ein gemurmeltes „Hmhmhmhmhmhm“ offenbaren das Innere der2raumwohnung denn auch viel deutlicher als verschwurbelte Liebeslyrics. Und drunter immer wieder dieser Beat, der so locker daherflockt wie ein wonniger Bausch Zuckerwatte. Das ist Pop, das ist Berlin, das ist die Momentaufnahme moderner Zweisamkeit. Da beschwört ein jeder Takt inniges Händchenhalten, da gerät jeder Orgasmus zur Schmonzette. Sentimentalität, hat einmal ein schlauer Mensch gesagt, ist das Gegenteil von Empathie und echter Emotion. Aber vermutlich geht eine solche Weisheit zwischen „Gummibändern aus Gefühlen“ schnell verloren.