22 Pistepirkko – Sleep Good – Rock Well

Die Sache mit den Finnen ist die: Sie tun absurde Dinge, schöne Dinge, interessante Dinge. Aber sie machen meistens nicht das richtige Gesicht dazu. Verwirrend. Die drei von 22 Pistepirkko sind nicht nur Meister darin. Sie schauen auch seltsam aus, wenn sie fast gar kein Gesicht machen (was sie am besten können) – vor allem die beiden Brüder Asko und PK. Jeder geschätzte 100 Jahre alt, wenn das Licht ungünstig fällt auf diese Stabheuschrecken an Gitarre und Keyboard. So bot es sich an, 22 Pistepirkko auch mal im Film zu zeigen. Weil es da was zu sehen gibt. Kunstfertigen Stoizismus. Vollendete Lakonie. Finnen in Falten, fadenberegnet. Vor allem gibt es aber was zu erzählen. Was diese DVD so viel interessanter macht als die meisten anderen Verlegenheitsdokus, die uns Produktmanager von jüngeren, aufregenderen und aufgeregteren Kapellen anzudrehen versuchen. 22 Pistepirkko gibt es seit 1981. Und das Trio hat nicht nur eine Menge seitdem erlebt; es hat sich vor allem über die Jahre eine prinzipientreue Haltung zur Musik bewahrt, zu ihrem Status und nicht zuletzt zueinander, von der sich andere eine Scheibe … Nein, Haltung gibt es nicht in Scheiben. „Yes, I agree. We could be muts more bigger … And be muts more smaler…. Sorry“, sagt PK im charmanten Finnglish, statt Kameramann und Regisseur Andreas Hanning Christiansen ins Mikro zu lamentieren, warum seine Band nicht irgendwann einmal aus dem Underground wegentdeckt worden ist. Sie wissen es selbst: Sie sind zu verrückt. Nicht zu verrückt, um nicht wenigstens von der Musik die Miete bezahlen zu können – aber zu unberechenbar für mehr. Mal Blues, mal Punkrock, mal Elektronika, mal Pop ins Herz. PK quengelt zu hoch. Espe rumpelt so komisch. Christiansen hat die Band auf ihrer anstrengenden 50-Tage-Tour zu rally of love durch Europa begleitet. Unterwegs kann man sie Duschen suchen sehen, sich aneinander reiben, in milde-absurden Interviewsituation erleben und live auf kleinen Bühnen-aus der unhektischen Eine-Kamera-Perspektive. Die interessantesten Szenen wurden allerdings hernach aufgenommen, in denen die drei in Einzelinterviews sagen, wie die Dinge stehen, was zahlt, was sie hassen und trotzdem immerwieder auf sich nehmen. Und was sie lieben. Selbstständnis verrät das reine Herz: „We have been doing this 20 years and we are still happy doing it. I rank this happiness high. It’s important. It’s good to be happy.“ Zusätzlich zur Doku Sleep Good – Rock Well gibt es Live-Bonusmaterial von der Tour mit weiteren, annekdotischen wie atmosphärischen Impressionen, ein Showcase und Aufnahmen von den Sessions zum 05er-Album DROPS & KICKS im „House Of Rock“ – einem Einfamilienhaus, hoffnungslos kabelverstrickt. Dort sitzen sie dann im Grünen. Lachen und träumen. Dösen und blühen. Eher zehn als 100 Jahre alt.

www.sleepgoodrockwell.com