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Warum immer gleich arschcool sein wollen, wenn man auch herzerwärmend sein kann? Das dachten sich vielleicht James Baluyut, Patrick Ramos und Chris Deaner a.k.a. +/- (Plus/ Minus), die inmitten des Hipper-than-thou-Feuerwerks, das zur Zeit im Big Apple abgebrannt wird, eine Platte fabrizierten, die mit ihrer Mischung aus Komplexität und fast schon schmerzlicher Einfachheit schwer beeindruckt. „Nein Danke!“ sagen sie zu den Talking Heads und Math-Rock und umarmen stattdessen herzlich den Kaminfeuer-Gitarrenpop von Nada Surf und The Shins. Das von leisem Glockenspiel eröffnete „Tired Eyes“ klingt tatsächlich zunächst nach schweren Augenlidern und heißem Kakao, aber der Schein trügt: Der Hörer wird vom verhaltenen Intro eingelullt, nur um bei 2:13 die Augen aufzureißen und ungläubig im 7/4-Takt zu blinzeln. Prätenziös oder gar sperrig sind Plus/Minus jedoch nie, im Gegenteil: Die rythmischen Tricks (z.B. der 11/8-Takt in „Flight Data Recorder“) und Synthie-Spielereien werden hier dem Endzweck, dem Popsong, untergeordet. Die Songs sind Bestien aus der Versuchung, die (beträchtlichen) Fähigkeiten der verantwortlichen Musiker auszureizen, und, auf der anderen Seite, der schieren Freude an einer eingängigen Melodie oder an einer sauber gespielten Akkordfolge. These boys warm my Indie heart. VÖ: 24.10.

>» www.plusmin.us >» CD im ME S. 51