10.000 Maniacs – Campfire Songs – The Popular, Obscure & Unknown Recordings
Welcher Teufel sie damals, im Winter 1993, geritten hat, weiß sie wahrscheinlich selbst nicht mehr. Vielleicht waren es die euphorischen Artikel der US-Presse, die in ihr das weibliche Gegenstück zu Michael Stipe erblickten. Vielleicht aber auch irgendwelche cleveren Berater, die ihr nahe legten, das unprätentiöse Kollektiv aus Jamestown so schnell wie möglich zu verlassen und zum Popstar zu mutieren. Schließlich war Natalie Merchant stimmgewaltig, schrieb kryptische kleine Ohrwürmer und hatte eine charismatische Bühnenpräsenz. Nur konnte sie das ohne ihre Band nie wirklich umsetzen. Die Folge: Aus der großen Solistin wurde nichts. Sie tingelt bis heute durch miefige Clubs. Und so verwundert es nicht, dass sie jetzt – zehn Jahre später – einen ersten Rückblick wagt. Mit einer aufwändigen Doppel-CD, die die bekanntesten Titel des Gespanns enthält, aber auch eine Bonus-CD mit Demos. Outtakes und B-Seiten. Also der komplette Almanach. wobei die Raritäten-Abteilung ausschließlich für Hardcore-Fans gedacht ist, die „most populär recordings“ dagegen auch für den Normalverbraucher. Und der erlebt eine kauzige Studententruppe mit einem Faible für New Wave, Ska und Folk, aber auch Avantgarde-Malerei und Beat-Literatur. Flanger-Gitarren, polternde Drums, sphärische Keyboards und eine Sängerin, die zunächst so introvertiert und schüchtern ist, dass sie die Hälfte der Texte glatt verschluckt. Naiv, dilettantisch, ungeschliffen, und gerade deswegen umso spannender. Allein“.My Mother The War‘, ..Hey Jack Kerouac „, „Candy Everybody Wants“ oder „These Are Days“ sind Meilensteine des College-Rock – herrlich verschrobene Tracks, die auch heute noch so frisch, so unkonventionell und aufregend anders klingen, dass man beim Hören Gänsehaut bekommt. Vom grandiosen Springsteen-Cover „Because The Night“. das den krönenden Abschluss bildet, ganz zu schweigen.
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