Reif für die Insel? Mit britischem Spleen wollen Wonderstuff die Welt beglücken
BIRMINGHAM. Wie zu Asterix“ Zeiten ticken die Briten bekanntlich noch heute leicht anders. So verehren sie schrummelnde Indie-Rocker, die anderswo in Europa auf blankes Unverständnis stoßen. Unter diesem Kommunikations-Blackout haben bislang auch die“.Stuffies“ gelitten. Dabei sieht’s daheim durchaus anders aus. Da kann die Combo problemlos die Hauptattraktion auf dem „Reading-Festival“ sein. Oder mit jeder Single in die Top 15 kommen. Oder mit TV-Komikern eine Single aufnehmen, die dann wochenlang die Number One bleibt (so geschehen mit Vic Reeves und der Verballhornung von „Dizzy“).
Jetzt soll das Inseldasein zu Ende sein — meint jedenfalls die Plattenfirma. Die neue CD hat einen Glanzpapiersound, dem das Wort „Stadion“ förmlich in den Hall tätowiert wurde. Die alten Stuffies-Fans werden sich umstellen müssen. Solche, denen die Qualität der Songs erst in dieser Präsentation auffällt, werden hoffentlich jetzt auch die früheren Platten ausgraben. Was sie da entdecken können, ist die Band, die heute Abend den Advent ihres Neuwerkes mit einem Mini-Gig nur für Fanclubmitglieder feiert.
What a party! Die Dynamik, die von der Bühne kommt, löst an den Wänden innerhalb kürzester Zeit ¿
Sturzbäche von Kondenswasser aus. Dabei kennen die Stuffies nicht nur einen einzigen Musikstil: Zunächst einmal erfreuen sie das alternde Punk-Herz mit zügigen Evergreens aus ihren frühen Tagen, voll Refrains zum Mitgröhlen: Mit „Red Berry Joy Town“. dem ersten Titel ihrer ersten LP, setzen sie den Ton in der Richtung. Sobald aber Geiger Martin Bell sich ins Zeug legt, ergibt sich ein Sound halbwegs zwischen den Kinks und den Pogues. „Circlesquare“ oder“.Golden Green“ fuhren beim Publikum zu lnstant-Ekstase. Nicht genug damit: „Size Of A Cow“, „Cheap Seats“ und andere beweisen ein waches Gemüt für die Kunst des schlauen Popsongs — und gegen Schluß bringen sie auch noch ein paar hypnotische Rock-Workouts zustande.
Die Fans sind begeistert, die Skeptiker überzeugt. Nur die Plattenfirma — sie beklagt sich über „schlechten Sound“.