Rainhard Fendrich


„Ich bin zum ersten Mal in Deutschland in den Charts, ich komm langsam in das Alter, wo man dies zu genießen weiß.“ Rainhard Fendrich (33), Österreichs schmähführender Liedermacher mit Seriositätsanspruch, freut sich über den Erfolg von „Macho, Macho“, seiner Single-Abhandlung zum Thema „starker Mann“. Eher soft zeigte sich der Parade-Wiener dann, als er anhand unserer Blind-Date-Cassette über seine Kollegen aus der Pop-Zunft ein Urteil zu fällen hatte…

Traey Chapman: „Talking Bout A Revolution“

„Geil. Herrlich. Endlich wieder einmal ein Lied, eine Gitarre, nach dem ganzen Synthesizer-Scheiß. net woahr? Super. Es kommt wieder das Handwerk. Biuschön, die Leut‘, die sich aufregen, weil hier schon wieder so eine altmodische Protestsängerin leiert, die kann i net verstehn. Man muß doch was erzählen in einem Lied!“

U. Jürgens: „Heute schon gelebt“

„Eins ist klar — ich steh‘ auf den Oidn. Aber wenn ich mir eine Kritik erlauben dürfte: Es gibt in Deutschland bessere Texter als Herrn Kunze. Also ich tat ihm gern einmal einen Text schreiben, nicht weil ich hier ins eigene Hörn blasen möcht‘ … aber der Mann hat Entertainer-Qualitäten wie kein Zweiter unseres Sprachraums.“

Franz Benton: „After All

„Das ist der Franz Benton. Sehr begabt. A bisserl mehr Mut zur Muttersprache, vielleicht. Ich spreche zuwenig Englisch, um beurteilen zu können, was er mir sagen will. Die Stimme ist gut, obwohl die Mischung eigenartig ist. so sturztrocken. Irgendwie merkt man den amerikanischen Anspruch. Der Bursch singt so wie die Leut‘, die er bewundert.“

Hans Kroger: „Der blonde Hans“

„Ich kann sie nicht mehr hören, diese Sampler-Kisten. Die ruinieren die Musik, ehrlich. Ich hab mir auch den neuen Emulator 111 zugelegt. Der hat 60 Sekunden Sample-Zeit. So eine Nummer machst in ein paar Stunden. Das ist kein Musizieren mehr. Außerdem … ist das nicht das Falco-Amadeus-Plavback?“ Na—nicht meine Musi.“

ile Seh „Nie genug“

„Klingt wie Purple Schulz. .Verliebte Jungs‘ haben mir am allerbesten gefallen. Ich versteh“ immer so schlecht, was er singt, der Purple. Aber ich finde das gut, g’rade in einer Zeit, wo’s wieder alle in die Disco rennen, daß es Leute gibt, die trotz englischer Übermacht den Mut finden, deutsch zu singen. Weil sie sich nämlich der Gefahr aussetzen, auch verstanden zu werden.“

Ulla Meinecke: „Schlendern ist Luxus“

„Schön. Diffizile Gitarren, spannend, das gefällt mir sehr gut. Die Ulla Meinecke hat genau das. was mich an Frauen am meisten fasziniert: Intelligenz! Die Frau erzählt mir eine G’schicht! Und wenn sie nur z’Fuaß um einen Häuserblock geht und davon singt, erzählt sie mir mehr als so mancher andere in unheimlich großen Bildern. Gute Band, ebenso. Toll arrangiert, perfekt.“

Wolf Maahn: „Third Language“

„Klingt wieder Wolf Maahn. Singt der jetzt englisch? Er kann’s halt nicht verleugnen, wo er herkommt. Die Springsteen-Wurzel, gell? Aber g’fallt ma gut. A bisserl .coasting‘. Ich finde es schon ein wenig schade, weil der Wolf immer gute deutsche Sachen gemacht hat. Aber er hat ja u.a. diesen Beruf gewählt, weil er niemandem Rechenschaft ablegen muß, was er tut.“

Achim Reichet: „Fledermaus“

„Das ist der ,Hey Boss, ich brauch mehr Geld-Schmäh. Ein echter Sattelschlepper-Hit. Straßen. Schienen, Schunkel. Was singt er da? Wie ein Vampir? Klingt ja auch ein bisserl blutleer. Nein, das ist bös sowas soll man nicht sagen…“

Herbert Gronemeyer „Vollmond“

„Grönemeyer goes ZZ Top? Das ( kann sich aber auch nur jemand , leisten, der eine solche Stimme hat. Ist das die neue Single? Vollmond‘.‘ Ich glaub stark, daß die Romantik wieder im Kommen ist. Nach dem ganzen Computer-Scheiß darf man wieder Gitarre spielen. Und darauf freu ich mich.“>