Rainbirgs


London, Riverside Studios

Das deutsche Export-Gut feierte mit seinem ersten Gig auf der Insel einen gar nicht so üblen Live-Einstand. Wo sich die gehobene Kunstszene trifft, staunten die Rainbirds als Teil eines einwöchigen Festivals nicht schlecht, daß noch gut 300 Leute zu ihrem Konzert gekommen waren -— das zahlreichste Publikum der Woche. Die Band hat England damit bestimmt nicht erobert, aber einige tausend verkaufte LPs und noch mehr abgesetzte „Blueprint‘-Singles deuten darauf hin. daß sich hier der deutsche Erfolg durchaus wiederholen könnte. Sechs Wochen Urlaub sind Katharina und ihren Freunden offensichtlich gut bekommen -— ausgeruht, frisch und prallgesund stehen sie auf der Bühne.

Allem voran Katharinas Stimme, klar und kraftvoll und dennoch immer unter Kontrolle, jagt die Band durch die Songs des Albums, die imposante Disziplin von Beckmann und Wolfgang Glum im Rücken. Clever auch Gitarrist Rodrigo, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob seine Gitarrenhelden-Posen so ganz genau das sind, was der Rest der Band will.

Egal -— das Publikum jedenfalls war beeindruckt und bedankte sich mit einem Applaus, der für Londoner Verhältnisse geradezu enthusiastisch anmutete. Den Rainbirds, die aus dem Rest-Europa eher den totalen Ausflipp gewöhnt sein müssen, kam es wohl dennoch eher verhallen vor. Vielleicht wurden sie deshalb — andersherum als gewöhnlich -— erst im Laufe des Sets immer nervöser. Die Kids fanden’s rührend und erhöhten im gleichen Maße ihren Applaus. Den meisten Beifall aber gab’s, als sich Katharina für ihr schlechtes Englisch (in der Tat!) entschuldigte.

Den größten Lacherfolg durfte Beckmann verbuchen, als er eineinhalb Stunden vorher mit einem Mölley Crüe-T-Shirt auf die Bühne kommt. Witzig, diese Krauts.

Mit einem „Hard Days Night“ (das mitten im eigenen „Boy On The Beach“ auftaucht), mit „Moon“. einem brandneuen Song (zwei Tage alt) und etlichen gewährten Zugaben hat sich die Band einen idealen Startplatz für die im Winter anstehende große England-Tournee erkämpft.