Radiohead – Kid A
Das gefeierte Vorgängeralbum OK COMPUTER war mehr als nur ein Blick, es war ein Gang auf die dark side of the moon – doch zur Sicherheit blieben Künstler wie Hörer da noch an der langen Rückholleine. Erst KID A, drei Jahre nach OK COMPUTER, machte deutlich, dass Radiohead tatsächlich entschlossen waren, ihre Heimatbasis für eine Reise ohne Gewähr der Wiederkehr zu verlassen, sich selbst den extremen Bedingungen dort draußen anzupassen und dabei sogar neue Formen anzunehmen: KID A zeigt Radiohead als Electronica-Forschungsteam, beim Auskochen der eigenen Kraut-Suppe, Radiohead losgelöst jazzend und nach erfolgreicher Körperflucht frei schwebend durch Ambientsphären. Schon beeindruckend wie befreiend genug, was dabei an der Oberfläche und knapp darunter geschieht, wo die Band auch immer wieder auf einen einfachen Riff und sogar ins symphonische Großrockformat zurückfällt, ohne nur ein Klischee zu viel zu bedienen. Doch nach einiger Zeit mit KID A allein beschleicht einen das fast beunruhigende Gefühl, dass unter den oberen Schichten noch eine ganze magische Sammlung musikalischer Subtexte vorgetragen wird. Nur eine Beschwörungs- oder eine Verschwörungstheorie gar? Glaubt, was ihr wollt,-ich weiß: Es gibt Leben da drinnen!
ME 11/2000:
„KID A ist, wenn nicht revolutionär, so doch ein Entwurf davon, wie man Rockmusik wetterdenken kann, wenn man nicht der Ansicht ist, aussein Drumcomputerzur Rockgitarre schon ,modern* ist. Modern ist KID A, doch nie futuristisch kalt oder glatt. Eher haftet dem Album überall seinen schimmernden Flächen, klanglichen Tiefen und dunklen Stimmungen etwas anheimelnd Analoges an.