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Racherochen/Rochenrache; Als am 4. September der umstrittene „Crocodile Hunter“ Steve Irwin bei Unterwasser-Dreharbeiten von einem Stachelrochen tödlich ins Herz gestochen wurde, war das Erstaunen groß über diese Experten zufolge extrem seltene Art von Zwischenfall. Als nur wenige Wochen später – noch während brutalisierte Irwin-Fans in Australien Rachemassaker an unbeteiligten Rochen verübten – vor der Küste Floridas der Amerikaner James Bertakis von einem aus dem Wasser auf seine Yacht gesprungenen Adlerrochen regelrecht angefallen und wiederum ins Herz gestochen wurde (er überlebte nach langen Operationen), wurde es unheimlich: Ist das die Vorhut des Schätzing’schen Schwarms? Gut möglich. Wenn sich die versammelten Meeresbewohner noch an der Menschheit rächen wollen, müssen sie sich schließlich beeilen: Bei gleichbleibender Überfischung und Vergiftung der Gewässer werden gemäß einer im Herbst vorgelegten Studie kanadischer Wissenschaftler im Jahr 2048 sämtliche höheren Lebensformen in den Weltmeeren ausgestorben sein. Appetit auf ein Fischstäbchen?

Rauchverbot, das; im Kino darf sowieso nicht geraucht werden. Trotzdem war das Qualmen dort ein Thema. Und darüber hinaus. Die bissige US-Satire TH ANK YOU for smo-KING um einen zynischen Lobbyisten der Tabakindustrie kam zur rechten Zeit, um als Beitrag zu einer sehr realen Diskussion gesehen zu werden: Da hatte die Bundesregierung mit viel Tamtam ein Gesetz auf den Weg gebracht, das das Rauchen an öffentlichen Orten wie Restaurant und Kneipen generell untersagen sollte unter anderem mit dem Argument, in „zivilisierten“ Ländern wie Spanien und Italien gäbe es das schon längst. Unter dem Druck realexisitierender Lobbyisten allerdings knickte die Große Koalition ein und schob das Problem auf die lange Bank. Anders als die Deutsche Bahn, die fast unbemerkt angekündigt hat, die ICE-Raucherabteile abzuschaffen. Robbiedämmerung, die; Phänomen, das den größten Popstar der Gegenwart Robbie Williams befiel. Äußerte sich in der Produktion eines mediokren Eurodisco-Trash- Albums (rudebox), einer gigantomanischen Welttournee, eklatantem Ticketpreisverfall (bis zu 5 €) auf dem Schwarzmarkt schon beim ersten von drei angesetzten Konzerten in einer Stadt, aufrichtigen Fans, die die Shows für gar nicht mal so gut befanden, einem Stimmungswechsel in den Medien und schließlich im Abbruch der Tournee wegen „Erschöpfung“. Gründe: Depression, Burn-Out, Selbstzweifel und -findungssch wierigkeiten wegen Verheiztwerdens von der eigenen Plattenfirma.

Rolling Stones, die; Was ist für Rock’n‘ Roll-Giganten eigentlich ehrenrühriger-wenn sie ihre Konzerte wegen G ebrechlichkeit verschieben und absagen müssen oder wegen schleppender Ticket verkäufe? Mit beiden Phänomenen hatte die Welttournee der Stones in diesem Jahr zu kämpfen. Zunächst bekam derauf den Fidschi-Inseln urlaubende Keith Richards im Frühjahr beim Erklimmen einer Palme eine Nussauf die Nuss, was zur Verschiebung des Tourstarts und zur Absage einiger Konzerte (u.a. in Nürnberg und Leipzig) führte. Dann musste Kollege Ron Wood einen Boxenstopp in der derzeit gut besuchten Drogenklinik —> The Priory einlegen, und zu guter Letzt streikte der Kehlkopf von Mick Jagger, was wiederum gecancelte Shows zur Folge hatte. Insider spekulierten indes darüber, ob die eine oder andere Absage nicht eher mit flauen Ticketverkäufen (wie in Chicago, Seattle und Los Angeles) zu tun hatte. Vielleicht sollten sie’s langsam doch mal gut sein lassen?

Rücktritte, angekündigte; alle wollen ihre Ruhe haben. 2006 war ein Jahr der angekündigten Rückzüge. Den Anfang machten Grandaddy, die im Januar zum starren Entsetzen ihrer Fans verlautbarten, nach einem letzten Album – JUST LIKE THE fambly CAT erschien im Mai – den Bandbetrieb einzustellen. Im April gab Loriot seinen Rückzug als Fernsehschaffender bekannt mit der Feststellung, für seinen Humor gebe es „keinen Platz mehr“ im deutschen TV. Am 23. Juni kam die Ankündigung von Talk-Kreissäge Sabine Christiansen, sich im Sommer 2007 als Moderatorin des ARD-Sonntagabendtalks gegen das Allround-Substitut -> Günther Jauch auswechseln zu lassen. Der 12. Juli sah Jürgen Klinsmanns Rücktrittais Fußball-Bundestrainer, nach vier Tagen „Bedenkzeit“ nach ->Fifa™WM TM 2oo6™-Ende. Am 7. September kündigte der britische Premier Tony Blair an, bis September 2007 seinen Rücktritt als Labour-Parteichef vollzogen haben zu wollen. Nur zwei Tage später gaben die Schotten Arab Strap ihre Bandauflösung nach einer Abschiedstour im Herbst bekannt. Und tags drauf, am 10. September, garnierte 5 Formel-1-AutofahrerMichael Schumacher die « Ankündigung seines bevorstehenden Karriereendesim Rahmen einer „Post-Race-Pressekonferenz“ in Monza mit feiner Rhetorik: „Ich bedanke mich natürlich bei meiner Familie, die wich zu jeder Zeit unterstützt hat bei den Taten, die dann entstanden sind und die ich begangen habe.“ Am 16.9. machte Wolfgang „Wolle“ Petry bei der Aufzeichnung der „Goldenen Stimmgabel“ öffentlich den Sack zu und der Herbst sah die lange angekündigten Abschiedstourneen von James Last und B.B. King.

Rücktritte, unangekündigte; das kürzestlebige neue heiße Indie-Ding der jüngeren Erinnerung dürften die englischen Test Icicles sein; sie lösten sich völlig überraschend im Februar auf, noch während in den Redaktionsstuben Texte über sie als „neues heißes Indie-Ding“ redigiert wurden. Die entwaffende Begründung gab Sänger Devonte Hynes im März dem NM E: „We were neuer, ever that keen on the music. I understand thatpeople liked it. butwe personally, er, didn ‚t.“ Und dann war da noch die Implosion der Hardrock-Paradiesvögel The Darkness. Im Oktober gab Frontmann Justin Hawkins, frisch aus der Drogen-Reha, seinen fristlosen Ausstieg bekannt; die Restband will weitermachen. Wir fragen mit dem Lateiner: Cuibono?

Rütli-Schule; Im März 2006 erfährt die Öffentlichkeit von einem „Brandbrief, in dem die Lehrerschaft der Rütli-(Haupt-)Schule in Berlin-Neukölln den Senat darum bittet, das Gewaltproblem an dieser Schule zu lösen bzw. diese in einen anderen Schultyp zu überführen. Leiterin Brigitte Pick, die im April abgelöst wird, sieht das Problem der Schüler einzig in ihrer „sozialen Herkunft“; es gäbe keinerlei Perspektiven für Kinder aus der -> Unterschicht. Geschickt werden Polizeischutz und Sozialbetreuer; diese können allerdings sog. Journalisten nicht davon abhalten, gefakete G ewaltszenen vor der Schule zu drehen. Als wenn die Wirklichkeit nicht hart genug wäre: Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zeigt, dass an 16 Prozent der deutschen Hauptschulen und an neun Prozent der Realschulen ein Unterricht aus strukturellen Grün den nicht mehr möglich ist. Pisa I und II haben gezeigt: Kein anderes Bildungssystem im Vergleich der 31 Industrienationen versagt bei der schulischen Förderung von Kindern aus dem unteren Milieu so wie das deutsche.