Queen


Mit „We Are The Champions“, ihrer programmatischen Hymne, beendeten die vier Rock ’n‘ Roll-Saurier das wohl ambitionierteste Live-Spektakel dieses Jahres. In tausendfachem Echo schallte Freddies Schlachtruf kreuz und quer durch die Deutschlandhalle zurück – ein Erlebnis, das Gänsehaut auslöste, gleichzeitig aber auch beängstigend an Momente unserer tausendjährigen Geschichte erinnerte…

Sicher, man kennt Queens Schwäche für Protz und Pomp, man weiß von ihrem latent faschistischen Faible – vor dem bombastischen Hintergrund der Metropolis-Dekoration aber wirkten solche Elemente zwiespältiger denn je.

Zumal die euphorischen Publikumsreaktionen durch die Leistungen auf der Bühne kaum gerechtfertigt wurden: Freddie selbst beispielsweise war bei weitem nicht so spritzig wie damals in der Waldbühne: man munkelte allerdings von einem alten Sehnenriß am Knie verständlich, daß die Einzelteile bei einem mit Volldampf auf die 40 gallopierenden Star nicht mehr sooo belastbar sind…

Und die Optik allein konnte den insgesamt schalen Gesamteindruck auch nicht vergessen machen. Gewiß Die 14 Tonnen schwere Lichtbattene mit 850 (‚) Festspots und zwei Dutzend computergesteuerten Lichtkegeln, die auch das kleinste Stirnrunzeln jedes Akteurs minutiös verfolgten, sind eine unübertreffliche Augenweide.

Auch die Kulisse von Fritz Längs „Metropolis“, deren gigantische Zahnräder die Atmosphäre einer perfekten Disco-Factory produzierten, paßte sich geschmacklich sehr treffsicher in das glamouröse Gesamtbild ein. Aber gehört das alles nicht ms Kino? Ist da nicht die Balance zwischen Musik und optischer Präsentation längst verlorengegangen?

Man kam, um ein großes Popkonzert zu erleben, reichlich Evergreens zu hören und sich gut zu fühlen, getreu nach dem Motto von Brian May: „Wenn du aus unserem Konzert rauskommst, solltest du dich wie ein neuer Mensch fühlen.“

Das einzig für mich empfindbar „Neue“ war ein Brummen in den Ohren. Schuld daran war ein ausgesprochen mieser Sound, den man von einer 50 000-Watt-Anlage einfach nicht erwarten durfte. Die hoch über den Köpfen hängenden Boxentürme produzierten einen Klangbrei wie ein gigantisch übersteuertes Transistor-Radio.

Hilft es da, daß man die erwarteten Evergreens tatsächlich nahezu komplett zu hören bekam? Die allerdings so viel- und fast vollzählig, daß einige Titel nur angespielt oder in einem Potpourri verbraten wurden, (andere aber, wie das göttliche „Body Language“. aus Zeitgründen doch unter den Teppich gekehrt wurden). Höhepunkt zweifellos der Schluß mit „Radio Gaga“, „I Want To Break Free“ und – Zugabe – „We Are The Champions“. Ein schaler Eindruck aber blieb.