Pursuit of Happines


Der Bandname ist überholt: Glück braucht die kanadische Band The Pursuit Of Happiness nicht mehr herbeizureden. Ihr Rock-Overdrive bringt sogar die verwöhnten Amis auf Touren. ME/Sounds-Mltarbeiterin Sylvie Simmons raste mit.

Kanadier sind Amerikaner, die nicht cool genug sind, um in den „Club“ aufgenommen zu werden. Der „Club“, das sind die USA. Und wenn sie nicht gerade zu Hause sitzen und die gerahmten Fotos der Königin von England polieren, drücken sie sich die Nasen platt, um zu sehen, was die im Club gerade so treiben.

Moe Berg, 30. Kanadier, Gründer, Boß, Sänger und Songschreiber der kanadischen Band, deren Musik klingt wie AC/DC mit einem Programm aus Beach-Boys-Songs. bestätigt meinen Eindruck. Laut Berg sind Kanadier „eine Kreuzung aus Briten und Amerikanern. Wir sind unsicherer als die Amerikaner, obwohl wir hauptsächlich mit amerikanischer Kultur, Musik und Fernsehen groß geworden sind. Wir sind nicht ganz so zurückhaltend wie die Briten, aber nicht annähernd so aggressiv wie Amerikaner. „

Moe und seine Band blicken nicht gerade mit patriotischem Stolz auf das, was Kanada an Musikkultur exportiert hat. seitdem Joni Mitchell und Neil Young freiwillig ins Exil gingen: etwa auf ausgelutschte Rockbands wie Loverbov, „schlechte Kopien von dem, was es in Amerika und England schon lange gab“.

Kanadische Plattenfirmen versuchen auf Teufel komm raus, ihre Produkte jedem Kanadier schmackhaft zu machen, und veröffentlichen daher nur risikolosen, faden Rock. Erst seitdem Bands wie Pursuit Of Happiness, Cowboy Junkies, Mary Margaret O’Hara und Blues-Gitarrist Jeff Healey ins Licht der internationalen Öffentlichkeit gerückt sind, haben auch die traditionslosen Kanadier Musik, auf die sie stolz sein können.

„Und das ist auch nur passiert“, sagt Berg, „weil Amerikaner, Briten, Leute außerhalb Kanadas also, diese Bands entdeckt haben. Ich glaube, man wird in nächster Zeit vor allem solche Sachen aus Kanada zu hören kriegen. Im Moment existiert in Toronto eine ziemlich gesunde lokale Indie-Szene. „

Auch TPOH war ein Kind dieser Indie-Szene: Vor vier Jahren entschloß sich Songwriter Berg, eine Band zu gründen, um „meine Songs zu hören. Ich haue schon vorher in Bands gespielt, aber erst bei TPOH klickte es: Das ist der Sound, den ich immer wollte. “ Nach ein paar unabhängigen Single- und Video-Veröffentlichungen landete die Band bei einem der großen Labels. Vor die Wahl eines Produzenten für ihr Debüt-Album gestellt, entschieden sie sich für Todd Rundgren („Er ist mein Lieblingsmusiker und -Produzent, ich höre mir seine Platten immer noch ständig an“). Glücklicherweise entschied Rundgen sich auch für sie. „Woraufhin natürlich jeder, dem ich von unseren Plänen erzählte, seine eigene Todd-Rundgren-Geschichte auf Lager haue, und die waren durchweg ziemlich übel. Als es dann an die Arbeit ging, bekam ich ziemliches Herzflattern – ich verehrte ihn so, daß jede schlechte Erfahrung die Sache wahrscheinlich sofort zum Scheitern gebracht hätte. Aber er war wirklich erstaunlich. Wir vertrauten ihm völlig, überließen ihm die Kontrolle über die Platte voll und ganz. Und ich denke, es hat sich durchaus bezahlt gemacht.“

Was Rundgren nicht tat: Er pfuschte nicht an den Stücken herum. Moe ist nach eigener Aussage ein „Song-Faschist“. Die Mitglieder der Band wurden unter der Voraussetzung eingestellt, daß er und nur er das Material schreiben würde. Es gibt eine Menge Songs über das Erwachsenwerden und das Erwachsensein, was vermutlich auch mit seinem gerade gefeierten 30. Geburtstag zu tun hat.

Zur Feier des neuen Lebensjahres ging er mit der Band als Vorgruppe von Duran Duran auf Tour. „Zum Schluß hatten wir eine Menge neuer Freunde“, sagt er, “ eine Menge seh wärmerischer junger Damen! Aber wir sind in der glücklichen Lage, ein schwer definierbares Publikum zu haben: Leute, die auf Bands wie Metallica stehen, mögen uns, 35jährige Buchhalter mögen uns und kleine Mädchen, die für Duran Duran schwärmen. Wir haben unsere Einflüsse so gründlich verarbeitet, daß wir heule nicht mehr klingen wie diese oder jene Band, sondern nur noch wie wir!“