Punk im Anzug


Es ist nur eine unscheinbare Pressemitteilung, markiert aber den Beginn einer großen Karriere: In London gibt Polydor bekannt, dass die Firma drei ehrgeizige Musiker unter Vertrag genommen hat. Paul Weller (18), Rick Butler (21) und Bruce Foxton (21) haben als The Jam in den Monaten zuvor in den Londoner Clubzirkeln allerdings eher für Stirnrunzeln gesorgt. Ihr deutlich im Rhythm and Blues und Motown-Soul der 60er Jahre wurzelndes Repertoire, das mehr mit dem Powerrock der frühen Who gemein hat als mit den rüden Drei-Akkord-Wundern der gerade explodierenden Punkszene, scheint nicht wirklich in die Zeit zu passen. Und ihr sorgsam gepflegtes Image -alle drei tragen schwarze 60s-Style-Anzüge- ist das glatte Gegenteil der martialischen „No Future“-Kluft mit Sicherheitsnadeln und Irokesenschnitt. Prompt werden The )am zu Galionsfiguren des Mod Revival. Chris Parry, A&R-Manager bei Polydor, hat die Band am 22. Januar bei einem Gig im „100 Club“, dem Herz der damaligen Punkszene, erlebt und umgehend an seine Firma gebunden. So wird Paul Weller, der Kopf des Trios, der zwei Jahre zuvor die Schule abgebrochen hat, zum Profimusiker, noch bevor er ein eigenes Bankkonto, einen Führerschein und eine feste Freundin hat. Und er macht was draus, innerhalb kürzester Zeit nimmt die Band in den Polydor-eigenen Stratford Place Studios ihr Debütalbum auf. Der Vorschuss der Plattenfirma in Höhe von 6.000 Pfund wird für eine bessere Übungs-PA und diverse neue Rickenbacker-Gitarren ausgegeben. Als am 29. April die erste Single, das energetisch-wilde „In The City“, erscheint – der Song schafft es bis auf Platz 20 der Charts -, bereitet sich die Band gerade auf die „White RiotTour‘ vor, eine Package-Tournee mitTheClash als Headliner.TheSlits und The Buzzcocks. Nach nur drei Konzerten kommt es zum Krach mit den Kollegen von Clash. TheJam steigen aus und gehen wenige Wochen später auf ihre erste England-Tour unter eigenem Namen. Fünf Jahre sollten The Jam noch vorsieh haben; fünf Jahre, in denen sie sieben Alben veröffentlichen und nicht weniger als 17 Singles in den britischen Charts platzieren sollten. 1982, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, löst Weller The Jam auf, um mit Mick Talbot The Style Council zu gründen – doch das ist eine andere Geschichte.