Pub-Rockband mit drei Buchstaben: Ace
Quizfrage: Eine Pub-Rockband mit drei Buchstaben, zu Hause in England, die mit ihrer ersten Single sofort einen absoluten Hit in die Charts brachte. Keine Ahnung? Die Antwort lautet "Ace". Und die Platte, die sich wie ein Ohrwurm einprägte, heißt "How Long".
„How Long“, dieser Titel entstand, als sich die 1973 gegründete Formation in einer wieder einmal äußerst kritischen Situation befand. Das Geld, das übrigens nach jedem Auftritt zu gleiclten Teilen unter Musikern und Roadies aufgeteilt wurde, war knapp. Der permanente Geldmangel war es auch, der von vornherein die Anschaffung einer großen Anlage ausschloss. Und da befanden sich Ace in der besten Gesellschaft von zahllosen anderen englischen Gruppen, die ihr Equipment gerade soweit aufstocken konnten, um in kleinen Clubs und eben in Pubs zu spielen. Daher rührt der Begriff „Pub-Rockband“.
Ace werden ohne Zweifel in die Geschichte jener Gruppen eingehen. Sie sind es, die als erste eine Plattenfirma fanden und was im Grunde genommen der Hammer ist – auf Anhieb in den Charts an die Spitze kletterten. Mittlerweile ist auch das erste Ace-Album auf dem Markt: „Five-A-Side“. Ace sind nämlich begeisterte Fußballanhänger und wählten für ihre erste LP den Namen eines alten Kicker~Spieles. Im übrigen hatten sie einen Riesenspaß, wenn sie in den Pausen das englische Publikum in den Fußballstadien unterhielten. Dafür wird in nächster Zeit allerdings nicht mehr allzuviel im Terminkalender übrig bleiben.
Ace existiert seit 1973. Ex-Action Alan King gründete die Formation zusammen mit Phil Harris, der früher zu Mighty Baby gehörte. Alan brachte noch zwei alte Freunde mit, nämlich Paul Carrack und Terry „Tex“ Corner von Warm Dust. Drummer Steve Witherington, ebenfalls von „Dust“, entschloss sich als letzter, die Ace vollzählig zu machen. Steve wurde wenig später jedoch schon von Fran Byrnes ersetzt, der zuvor mit Bees Make Honey arbeitete. Nach den bereits erwähnten unzähligen Pub-Gigs, wo sich Ace sehr bald ein Stammpublikum sicherte, gab es allerdings auch schon eine größere Tour mit Hawkwind.
„Gute Angebote hatte jeder von uns“
Aber auch eine Tour als Supporting Act muss außer wachsendem Renommee nicht unbedingt ein wachsendes Konto zur Folge haben. Zum Glück gab es da einige gute Freunde, die von Zeit zu Zeil das Schlimmste verhindern konnten. Sänger Phil Harris: „Es fanden sich immer wieder Leute, die bereit waren, uns zu helfen. Wichtig war, dass wir alle an unsere Musik glaubten. Angebote, etwas anderes zu machen, hatte jeder von uns… Wir sind eine richtige Band. Unser gegenseitiges Verhältnis bezieht sich nicht nur auf die Musik. Manchmal haben wir mehr vom Fußball im Kopf als von der Musik.“ (Wie bereits gesagt, Fußballfans.‘) „Wir haben uns schon überlegt, ob wir vor dem Gig nicht ‚mal ein kleines Match austragen sollten, ist doch gut für die Gesundheit!“
„Paul schreibt unheimlich starke Sachen!“ Das freundschaftliche Verhältnis in der Gruppe wird von allen Mitgliedern betont, die ohne weiteres zugeben, sich über ihren Durchbruch wie kleine Kinder gefreut zu haben. Dieser Gemeinschaftsgeist innerhalb der Gruppe hat Ace auch am Leben erhalten, als der Bruch unvermeidlich schien. Doch Angebote, mit bekannten Gruppen durch die USA zu touren oder einfach in erfolgreiche Formationen einzusteigen, wurden bisher immer konsequent abgelehnt. Ace fühlten sich immer stark genug und waren überzeugt, dass sie zumindest ebenso gut wie andere Gruppen waren, die es geschafft hatten. „Jeder Song ist eine Story, eng verbunden mit unserem Leben als Gruppe“, erklärt Phil. Diese Songs stammen zum größten Teil von Keyboard-Spieler Paul Carrack. „Er schreibt unheimlich starke Sachen“, bestätigen die restlichen vier im Kollektiv.
Über Stageshows haben sich die Fünf bislang noch keine Gedanken gemacht. So, wie sie auf entsprechende Fragen reagieren, hat es den Anschein, daß sie diesen Punkt des Showbusiness lieber den anderen überlassen wollen. „Wir finden, es reicht, wenn du das Publikum freundlich anlächelst“, meint Phil. „Wir pfeifen drauf, wenn uns Leute erklären wollen, was wir auf der Bühne tragen sollten. Ich finde, das ist etwas, was sich so nach und nach entwickeln kann.“
Die englische Antwort auf US-Westcoastgruppen
Was die Fünf von Ace viel mehr interessiert, ist eine kritische Betrachtung dessen, was sie musikalisch auf der Bühne bringen. Sie sind äußerst kritisch mit sich und ihrer Leistung. Sie glauben an Fehler – Fehler, aus denen man nur lernen kann. „Es gibt Menschen“, philosophiert Phil, „die sich schon als Kinder in der Schule anstellten, sich einmal die Hände schmutzig zu machen. Was ist aus denen schon geworden?“ (Bestimmt keine Gruppe, die mit ihrer ersten Single schon von Discjockey Tony Blackbum den Titel „Record Of The Week“ verdiente. )
Mit „How Long“ hatte sich endlich wieder einmal eine Gruppe profiliert, die den Engländern eine Antwort auf die Übermacht der amerikanischen Westcoast-Gruppen in die Hand gab. „Jeder, den wir trafen, hat uns bestätigt, daß „How Long“ auf jeden Fall einen Hit abgeben wird. Um ehrlich zu sein: Wenn es anders gekommen wäre, hätte uns das ganz schön getroffen. Nach der Zeit, die wir durchgemacht hatten, hatten wir kein besonders dickes Fell mehr“, gibt Phil zu.
Bleibt dabei nur noch eine Frage offen: Nämlich, ob Ace in Zukunft weiterhin die Bezeichnung „Pub-Rockgruppe“ beibehalten will. Inzwischen müssten sie ja genug verdient haben, um sich eine größere Anlässe zu leisten.