Prince – The Black Album
Erst der Rückzieher, dann erscheint sie doch noch: die Funk Bibel.
Elaboriert, ekleknzistisch, größenwahnsinnig: Im März 1987 veröffentlicht Prince das Doppelalbum Sign O‘ The Times. Es zeigt den wichtigsten Musiker der Ära auf der Höhe seiner Kunst. Electro Funk, Psychedelia, Folk, Soul, Pop – es scheint keine musikalische Disziplin zu geben, die der „skinny motherfucker with the high voice“ (Prince über Prince im Song „Bob George“) nicht beherrscht, sign o‘ the times wird im Rückblick als das Album der 80er gelten. Zur Zeit seiner Veröffentlichung aber ist es nicht unumstritten. Kritiker werfen Prince „Ausverkauf“ vor, seine Musik sei zu poplastig geworden. Als Reaktion kündigt er die Veröffentlichung von „The Funk Bible“ an, ein Album, das die Rückkehr zu seinen schwarzen Wurzeln bedeuten soll. Schnörkellos, minimalistisch, trocken. Das Cover soll ganz in Schwarz gehalten sein, ohne Schrift, lediglich am Rücken soll in pinkfarbenen Zahlen die Bestellnummer zu sehen sein: 25677. Das Album soll im November 1987 veröffentlicht werden. Entgegen den Zeichen der Zeit nur auf Vinyl, als leiser Protest gegen die Praxis der Plattenfirmen, Musik zunehmend auf CD zu veröffentlichen. Promotionexemplare der LP werden an die Presse verschickt. Kurz vor dem geplanten Veröffentlichungstermin entscheidet sich Prince, das Album zurückzuziehen. Die Gründe dafür bleiben Spekulation. Die gewaltverherrlichenden, sexistischen Texte? Ein schlechter Ecstasy-Trip, der den Künstler zur Einsicht bringt, keine gute Arbeit geleistet zu haben? Ungefähr 100 Promotion-LPs bleiben in Umlauf. Schon kurze Zeit nach dem Rückzieher tauchen die ersten Bootleg-Alben auf. the black album wird neben the basement tapes von Bob Dylan und „Smile“ von den Beach Boys zum meistgebootlegten Album der Musikgeschichte.
Relikte & Rekonstruktionen: Im November 1994 veröffentlicht Princes Plattenfirma Warner Brothers the black album offiziell. Als „limited edition“. Schon im Januar 1995 wird die Produktion eingestellt. Prince hatte im August 1992 seinen Vertrag bei Warner über sechs weitere Alben verlängert. Eine Entscheidung, die er kurze Zeit später bedauert. Er will die Rechte an seinen Aufnahmen erhalten. Daran schließt sich ein jahrelanger Streit mit seiner Plattenfirma an. Der Künstler scheint die späte Veröffentlichung des black album abgesegnet zu haben, um Warner ein Album weniger zu „schulden“.