Prince – Los Angeles, Universal Amphitheatre
Lüstlinge, die ihre Tickets bereits Wochen vorher gekauft hatten, kamen voll auf ihre Kosten Es gab eine große Portion Fleisch. Es hätte ein Metzger-Kongreß sein können, soviel wurde auf der Bühne über Fleisch geredet.
Beim Vorprogramm Vanity 6 ging’s los, als sich die schöne, dunkle Vamty von ihren gleichermaßen spärlich bekleideten Kolleginnen absetzte und das Publikum anschmollte: ,I need seven inches. Do you have it?“ Zu ihren applaudierenden Bewunderern zählten übrigens auch Bruce Springsteen und Stevie Wonder, beide breit grinsend. Vermutlich dachten sie, Vanity rede über 7-inch-Singles.
Wahrscheinlicher aber war, daß sie Prince im Auge hatte. Der gehört offenbar zu den Männern, die nie mit sich selbst allein sind – gleich zu Beginn der Show strich er sich mit den Händen an der Hose herunter und wollte wissen: „Do you want to play with my toosie roll?“ Er kam besser an als seine Freundin Vanity, wahrscheinlich weil im Publikum beiden Geschlechtern die Augen übergingen.
Das ist eine Sache, die Prince einfach versteht: Amerikas Geschlechter- und Rassen-Konflikte schmiert er zu mit einem großen Löffel künstlicher Schlagsahne. Live wirkt er letztlich zu unecht, zu unwirklich, zu ölig. Da ist es empfehlenswert, die Augen zu schließen und sich vom warmen, hypnotischen Beat seiner Band treiben zu lassen.
Die voyeuristische Mehrheit indes bekam den schmollenden Prince zu sehen, der mit dem Hintern wedelte, auf den Lautsprechern sein Becken kreisen ließ, der sich lasziv auf einem Flügel aalte und den Abend mit „1999“ auf einem hydraulisch-hochgefahrenen Messing-Bett beendete, während die Band mit unbeweglicher Miene weiterspielte Sehr gut weiterspielte, das sei dazugesagt.
Princes Musik (nicht so sehr die von Vanity 6, die ihren Mangel an musikalischem Reiz mit den Reizen von Unterwäsche wettzumachen versuchen) basiert auf einem flüssigen Groove und wird bestens ergänzt durch den ungewohnt zwitterhaften Gesang. Nur scheinen beide Gruppen über ihrem erotischen Theater vergessen zu haben, daß zu wirklich gutem Funk zweierlei gehört, fuck und fun.