Platten aus dem Jahr 2017, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen
Bisher verpasst? Wenn Ihr diese Alben des laufenden Popjahres noch nicht gehört habt, dann unbedingt nachholen!
The War On Drugs – A DEEPER UNDERSTANDING
Keine Macht dem Zynismus: Zwischen wundersamer Melancholie und Springsteenhafter Grandezza ist alles dabei auf dieser Americana-Platte voller großherziger Songs über Liebe und deren Abwesenheit.
Vince Staples – BIG FISH THEORY
Auf seiner zweiten Platte empfiehlt sich der Rapper als messerscharfer Beobachter zwischen kalifornischer Sonne und den Abgründen des Gang-Alltags. Und als Meister der Hooks, die von Produzenten wie SOPHIE oder Flume zu superzeitgemäßen Elektro-Bangern aufpolstert werden.
Zola Jesus – OKOVI
Songs aus der Dunkelheit: Nicole Hummel perfektioniert auf Album Nummer fünf ihren Hybrid-Sound aus Power Pop, Industrial-Dröhnen und rabenschwarzer Goth-Ballade.
Neil Young – HITCHHIKER
Ein großer Schatz aus dem Young-Archiv. Das verlorene Album von 1976 bietet nackte Folk-Versionen von Songs, die besser sind als die, äh, „Originale“.
https://www.youtube.com/watch?v=w0ckHW3MFjk
Iglooghost – NEO WAX BLOOM
Ob das britische Brainfeeder- Wunderkind der verheimlichte Sohn des Aphex Twin ist? Auf seinem abenteuerlichen Debüt spricht einiges dafür.
King Krule – THE OOZ
Trotz der bekannten Qualitäten des Engländers DIE Herbst-Überraschung! Dieses Doom-Pop-Album macht ihn zum „Tom Waits seiner Generation“.
John Maus – SCREEN MEMORIES
Auf seinem vierten Album (nach sechs Jahren) erfindet der Akademiker den Pop neu; es merkt wohl bloß wieder kaum jemand.
https://www.youtube.com/watch?v=b_EFQwkbE2I
Benjamin Clementine – I TELL A FLY
Jazz, Barock-Pop, moderne Klassik: Schon mit seinem zweiten Album darf das Alien am Klavier zu den ganz großen Künstlern unserer Zeit gezählt werden.
Wanda – NIENTE
Das dritte Album der Wiener: melancholischer, dunkler, wie gemacht für Herbst und Winter, feiert es doch das Leben.
Feist – PLEASURE
Noch rougher als zuletzt, sperrt Leslie Feist auf ihrem fünften Album alles aus, was es nicht unbedingt braucht, um sich in ihren Songs nahezukommen.
Father John Misty – PURE COMEDY
Ob er die ganze Welt an der Nase herumführt? So lange das Herr Tillman mit so prächtiger, existenzialistischer, auch exorzistischer Klavier- und Folkmusik tut: weiter so!
Gorillaz – Humanz
Die Radiohits fehlen, dafür feiert Damon Albarn mit nur besten Gästen vor allem aus HipHop, R’n’B und Soul die größte Party der „Band“-Geschichte.
Kendrick Lamar – DAMN.
Klar, nicht so irre ambitioniert, jazzig und gut wie TO PIMP A BUTTERFLY, aber immer noch ein dichtes, wahrhaftiges (Meta-)Hip-Hop-Album, wie nur er es kann. Und auf Tour kommt er bald auch!
Kelly Lee Owens – KELLY LEE OWENS
Ohne Rücksicht auf Genregrenzen bringt die englische Elektro-Produzentin auf ihrem Debüt Pop und Experiment zusammen.
Alt-J – RELAXER
Füllen längst die großen Hallen, wollen aber klar vernehmlich nicht ins Stadion (covern allerdings „House Of The Rising Sun“): Ganz wunderbarer Andeutungs-Indiepoprock für den Kopfhörer, ihr bestes Album bislang!
(Sandy) Alex G – ROCKET
Er schreibt Songs für Frank Ocean. Hier lässt er Indie-Rock auf einen wunderbar melodiöse, fieberhafte, minutiös zerfaserte, irre gute Entdeckungstour gehen.
Sevdaliza – ISON
Diese Musik kriecht einem unter die Haut: futuristischer R’n’B, Trip-Hop-Beats, zentnerschwere Bässe und eine Sängerin, die die verstörende Sinnlichkeit ebenso gut beherrscht wie FKA Twigs.
Perfume Genius – NO SHAPE
Mike Hadreas wird erwachsen, die Schmerzen werden nicht weniger, aber ihre Inszenierung gelingt ihm auf seinem dritten Album besonders großartig.
Slowdive – SLOWDIVE
Wenn schon Comebacken, dann so: Die Briten reißen in nur acht Songs eine ganze Dreampop- und Shoegaze-Welt auf!
Aldous Harding – PARTY
Der Titel führt in die Irre: Nach einer Party klingt das zweite Album der Neuseeländerin nicht, sondern eher melancholisch und selbstreflexiv. Dabei besitzt sie eine Stimme, die sich traut, bisweilen aus dem Wohlklang zu treten.
Fleet Foxes – CRACK-UP
Die Fleet Foxes haben ihren Sound verändert. Der immer noch sehr bärtige Folk von Robin Pecknold und seiner Band ist progressiv geworden, gruppiert sich zum Teil in Suiten. Neben Bon Iver die großen Erneuerer des Folksongs.
Peaking Lights – THE FIFTH STATE OF CONSCIOUSNESS
Psychedelischer Dub und Hyperpop gehen auf Reise durch die Traumwelt: Ganze 80 Minuten lang suchen Aaron Coyes und Indra Dunis nach Erleuchtung.
Benjamin Gibbard – BANDWAGONESQUE
Die Stimme von Death Cab For Cutie, ach der ganzen „O.C. California“-Generation, wagt sich an den Teenage- Fanclub-Klassiker. Gibbard findet genau das richtige Maß zwischen freier Interpretation und originalgetreuem Kunsthandwerk.
Diagrams – DOROTHY
Sam Genders und die 90-Jährige: Für diese Platte arbeitete das Diagrams-Mastermind mit der amerikanischen Dichterin Dorothy Trogdon zusammen. Ein Album wie eine herzliche Umarmung.
Andromeda Mega Express Orchestra – VULA
Das irre intergalaktische Ensemble aus Berlin mit seiner bisher besten Platte: Ernsthafter Freejazz trifft auf eigentlich alles. Freidrehender Leftfield-Sound für Checker und Tripper.
Diese Auswahl ist eine Zusammenfassung der bisherigen Folgen der „Nachholen!“-Rubrik, die Ihr seit unserer im Juni 2017 erschienenen Relaunch-Ausgabe jeden Monat im gedruckten Musikexpress findet.