Plan B
Zuckerbrot und Peitsche im Berliner Postbahnhof: Ben Drew verwöhnt und erzieht sein Publikum.
Das hat man nun davon, wenn man im Armani-Anzug auf der Bühne steht: Armani-Anzugträger, die unter einem stehen. Anders als in seiner britischen Heimat, wo man Ben Drew alias Plan B auch wegen seiner Vergangenheit im Hardcore-Hip-Hop kennt und das Publikum laut Korrespondentenberichten zu großen Teilen aus jungen Menschen in sehr weiten Klamotten besteht, findet sich an diesem Abend eine Mehrheit an Besserverdienern mit blondierten Ewigmädchen als „+1“ im Postbahnhof ein. Die sind da, weil sie „She Said“ ab Refrain mitsingen können. Und weil man zu Soul einfach so gut „abtanzen“ kann. Zum Beispiel, wenn man einmal im Jahr nach München fährt und als erster auf die Bierbank kraxelt, wenn die Stimmungsband „Respect“ anstimmt. Ein solches Szenario wird uns heute wohl erspart bleiben …
Wird es nicht. Als Zugabe eines soliden, aber erwartbaren Sets mit, klar, schwarzen Backgroundsängerinnen, mit klar, den Bläsern aus dem Synthie und, klar, „She Said“ als Abschluss, gibt’s tatsächlich ein Medley aus den bekanntesten Soulschnulzen, inklusive „My Girl“, „Stand By Me“ und, Himmelhilf, „Kiss From A Rose“. Das lässt an The Darkness erinnern, die bei ihrer letzten Tour ein AC/DC-Medley spielten, das lässt eine Fantasie entstehen, in der Radiohead ihre Fans mit einem Stars-on-45-Mix der tollsten Pink-Floyd-Songs nach Hause entlassen. Die Gedankenblase zerplatzt, als Drew fragt, ob das Publikum „ready for some live Dubstep-shit“ sei und es damit mit mindestens einem unbekannten Wort konfrontiert. Das allgemeine Gegröle als Bejahung auffassend dreht Drew seine Schlagerdauerwurst durch den Wolf, Gast-MC Faith SFX beatboxt drüber und man bekommt eine Ahnung davon, wie Plan-B-Shows in England ablaufen müssen.