„Ich glaube, ich bin ein optimistischer Mensch, sonst würde ich diese Band nicht immer noch durchziehen.“ Mic Jogwer. Chefdenker von Pink Turns Blue, huscht ein sanftes Lächeln übers Gesicht. Die Frage nach seinem Gemütszustand kommt nicht von ungefähr, in vier Jahren Kampf gegen deutsche Ignoranz wurde die Musik der Kölner mehr als einmal mit Schattenbildern von Cure oder Joy Division verglichen. Draußen prasselt der Regen auf den Boden seiner alten Heimat, vielleicht fühlt sich Mic Jogwer dabei ja wohl: Kürzlich ist er nach London umgesiedelt, und die auf drei Kollegen angewachsene Band kommt bald nach. „Mir gefällt dort die Musik besser und die Einstellung der Leute. Ich treffe dort Leute, die das Gleiche suchen wie ich.“
Einen Gleichgesinnten haben Pink Turns Blue schon vor drei Jahren auf Tour mit Laibach in Janez Krizaj gefunden. Prompt machten sich die Kölner nach Beendigung der Konzertreise auf eigene Faust nach Ljubljana auf, um schließlich dort tatsächlich mit Hilfe des Laibach-Mixers ihr zweites Album META aufzunehmen. Auch beim jüngsten Opus AERDT. dem vierten Pink Turns Blue-Album, bediente Krizaj wieder die Regier in Ljubljana, doch mil weit weniger Wirkung als bei den Vorgängern. Und so spricht Mic Jowger im Zusammenhang mit AERDT auch gerne von „neuer Musik“, und „der ersten Platte, bei der uns nur noch wichtig war, daß wir uns wohl fühlen, und nicht wie sie bei anderen Leuten ankommt.“
Ihre erste Veröffentlichung bei „Our Choice“, der jungen deutschen Abteilung von Rough Trade, die sie in eine Reihe mit Labelkollegen wie den Skeptikern, F.M. Einheit, Caspar Brötzmann und Tom Mega stellt, klingt konsequenterweise eigenständig wie keine andere aus der Sammlung. Karge Computerbeats und Jogwers brüchiger Gesang bilden das stimmige Grundgerüst für filigrane Klänge, die mit hypnotischer Schwermut fast meditative Atmosphäre schaffen und dennoch nicht selbstmitleidsvoll in trüben Gedanken versinken. Luft und Erde sind die Begriffe aus denen Mic Jogwer seinen Phantasietitel AERDT gedichtet hat. Die zwei-Komponenten-Lösung hält, was sie verspricht.
