Pink Floyd


Dark Side Of The Moon (1973)

Nachdem sie sich in früheren Alben wie „Piper At The Gates Of Dawn“ und dem Halb-Live-Monster „Ummagumma“ mit wilden Klangcollagen und schwer verdaulichen Elektronik-Experimenten die Hörner abgestoßen natten, war 1973 die Zeit reif für Superlative: Auf „Dark Side Of The Moon“ gaben Pink Floyd ihren sinfonischen Breitwand-Epen die nötige Luft zum Atmen („Breathe“) und ließen sich viel Zeit für weit ausladende Klangbilder („Time“), ohne jedoch auf kräftigen Psychedelic-Rock mit enorm feinem Gespür für Dynamik und relativ klare, auch für Pop-Ohren nachvollziehbare Song-Strukturen zu verzichten. Denn Nick Mason hatte sein unaufdringlich-ökonomisches Schlagzeugspiel bereits bis zur Perfektion verfeinert, und Richard Wright groovte auf Clavmet und E-Piano mit dem vom Blues beseelten David Gilmour um die Wette. Roger Waters dagegen schrieb schlichte und ergreifende Songs wie „Us And Them“ und „Brain Damage“, mit denen er sich noch nicht in die abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit seiner späteren Solo-Alben stürzte. Stattdessen überließ er das Feld ab und an Cläre Torrys orgiastischer Soul-Stimme und schrieb rasiermesserscharfe Texte über unsere schizophrene und entfremdete Gesellschaft. „Money, Get Away“, sang Waters etwa zum abgehackten Rattern und Klingeln einer Ladenkasse und schuf mit dieser Hymne der Besitzlosen eine bissige Abrechnung mit der Konsumgesellschaft. Daß „Dark Side Of The Moon“ jedoch zum Goldesel der vier Bombast-Rocker werden sollte, hatte Roger Waters sicher nicht voraussehen können: Das Album schlug ein wie eine Bombe, heimste beim „Rolling Stone“ die seltene Höchstwertung ein, hielt sich selbst nach über 560 Wochen noch immer in den Top 200 der amerikanischen LP-Charts (ein Weltrekord, der bislang von Carole Kings Album „Tapestry“ gehalten worden war) und steht inzwischen wohl nicht zuletzt wegen der immer noch herausragenden Klangqualität in den Plattenschränken sämtlicher HiFi-Enthusiasten. Ein dickes Lob also auch an den Toningenieur — ein gewisser Alan Parsons, der — animiert durch Pink Floyds Erfolg — drei Jahre später mit seinem Debüt „Tales Of Mystery And Imagination“ selbst zum Weltstar wurde.