Phil Collins


„Guten Abend, Mesdames und Messieurs“, tönt’s aus den Lautsprechern. „Hier spricht Phil Collins. Das Konzert fängt in fünf Minuten an. Wenn Sie vorher noch auf die Toilette müssen, sollten Sie sich beeilen.“ Stürmisches Gelächter aus 17.000 Kehlen tost durch den ausverkauften Sportpalast von Bercy. Die Menge drängt sich vor einer Bühne, die mit riesigen Leinentüchern verhängt ist.

Um punkt 20 Uhr 15 erlöscht die Saalbeleuchtung. Die weißen Leinentücher auf der Bühne enthüllen elf Musiker und einen Mann mit Halbglatze. Die Truppe spielt, in buntes Scheinwerferlicht gebadet, zackigen Funk, den die Phoenix Horns mit präzisem Blech akzentuieren. Zwei Drum-Kits beherrschen die Szene: links der getreue Chester Thompson, rechts wirbelt der Star im weißen Hemd die Stöcke. Zwischen den Becken steht in der Mitte ein Klavier. Die Musik stoppt. Während sich die Fans noch die Seele aus dem Leib kreischen, zieht Phil Collins eine Weste an, streicht sich durchs kaum noch vorhandene Haupthaar und angelt aus seiner Hosentasche ein Stück Papier, das er seit der Genesis-Tournee von 1978 immer dort aufzubewahren pflegt. Auf diesen Zettel hat er seine französischen Ansagen gekritzelt.

Die Songs reihen sich nach einem festen, aber nicht sehr mitreißenden Rhythmus aneinander Ballade, Funk, Ballade, Funk. „Against All Odds“: die ersten flackernden Feuerzeuge. „All Of My Life“: Es gibt noch ein wenig Gas, aber die Finger sind schon versengt. Als Phil, am Piano sitzend, „Do You Remember?“ fragt, halten nur noch drei oder vier Unentwegte ihr Lichtlein in die Höh‘. Die anderen sind schon sanft weggedämmert. Da braucht es schon eine atemberaubende Konversation zwischen den zwei Drummern, um die Zuhörer wieder aufzuwecken.

Und so fährt er schließlich seine Artillerie auf: „In The Air Tonight“ reißt mit zwei Schlagzeugen wieder richtig vom Hokker. Mit vier schönen Zugaben erreicht Collins schließlich zweieinhalb Stunden Spielzeit. Riesenbeifall – er verspricht, bald wiederzukommen. Ganz sicher wird er dann wieder seinen Zettel in der Hosentasche dabei haben.