Peter Tosh


Peter Tosh war lange nicht mehr so gut beieinander. Er hat ein neues Album fertig, sein bestes seit vielen Jahren, wofür es sich schon mal lohnt, rund um die Welt zu jetten und einen Interview-Termin nach dem anderen anzusetzen.

Bei unserem Treff in Köln argumentiert er mit einer Autorität und Unbeirrbarkeit, die einen augenblicklich in die Defensive zwingt. Auf Fragen reagiert er immer persönlich, manchmal fährt er wie von der Tarantel gestochen vom Bett hoch und rennt wild gestikulierend durch den Raum. Als sein Koch, den er losgeschickt hatte, um herb zu besorgen, wieder zu uns stößt:“Oh Shit! Was ist das für’n Zeug? Lebanon?! Was hast du dafür bezahlt? 2OO Mark – Raasclaat!“ Wie gesagt, Peter Tosh ist gut beieinander – selbstsüchtig, sarkastisch und resolut – und meist nach dem ersten Stichwort nicht mehr zu bremsen. Die USA beispielsweise, wo Tosh in den vergangenen zwei Jahren mehr als 200 Shows gab: Atlanta, erzählt er, hat ihm die Ehrenbürgerschaft übertragen, der 3. August wurde dort zum „Peter Tosh Day“ erklärt – während ihn in New York weiße Kritiker zum Rassisten stempelten und vorschlugen, seine Platten zu boykottieren.

Wie kann man sich gegen solche Reaktionen eigentlich wehren?

“ Was soll ich dazu sagen, Mann? Ich hab‘ aus meiner panafrikanischen Haltung nie einen Hehl gemacht, Black Nationalism! Wahrscheinlich wüßte ich ohne solche Leute gar nicht wie wichtig das ist, wofür ich stehe.“ Für den Rock-Liberalen ist doch allein schon der Gedanke unerträglich, daß Peter Tosh genau diese Haltung verkauft.

„Sie sagen kontrovers was ich versuche, ist doch nur, Reggae auf die internationale Bühne zu bringen. Auch wenn das bedeutet, daß ich den Radio-Stationen etwas gebe, was sie sicher spielen können.“ Ist es wahr, daß du eine Rede vor der UN halten solltest?

Ja. Aber derjenige, der sich dafür einsetzte, hat längst seinen Job verloren (lacht. Bei der UN fallen eh nur Lippenbekenntnisse. Die sogenannten Supermächte werden schon dafür sorgen, daß sich an ihren Super-Strukturen nichts ändert.“ Hast du von dem „Dread Act“ auf der Karibik-Insel Dominica gehört, der Dreadlocks per Gesetz kriminalisiert?

„Das hatten sie in Jamaica schon vor 30 Jahren gemacht. Die Order lautete: Wenn ihr mehr als zwei Dreads zusammen seht.. schießt -Fragen könnt ihr anschließend stellen … Mann, so was passiert nicht nur m Dominica!“ Dein neues Album, MAMA AFRICA…

„…ist das wichtigste meines Lebens. I can close my eyes… and watch the horse win. ..!“