Peter Hübner: Musik-Präparat RRR 891


CDs auf Krankenschein? Der Komponist Peter Hübner fällt mit seinen Platten völlig aus dem Rahmen. Auch seine Lebensgeschichte ist seltsam.

Eines schönen Morgens hatte Peter Hübner was im Kopf. Es war eine ausgereifte klassische Partitur. Darüber staunte Peter Hübners Umwelt. Denn der frischgebackene Komponist war noch blutjunger Teenager und hatte keinerlei Ausbildung genossen. Trotzdem setzte er sich einfach an den Schreibtisch und produzierte fortan komplexe Opern, ausgewachsene Sinfonien und flotte Konzerte.

So jedenfalls erzählt es der mittlerweile 50 Jahre alte Wunderknabe, und seine Anhänger glauben gerne an die Saga von Hübners wundersamer musikalischer Erleuchtung. Die Bewunderer vergessen auch nicht den Hinweis auf anerkannte Autoritäten: 1964 beispielsweise immatrikulierte sich Hübner an der Musikakademie der Stadt Kassel und wurde prompt vom Unterricht befreit, weil seine Kompositionen sowieso schon perfekt waren.

Also ging Hübner nach Köln, wo er sich an der Staatlichen Hochschule tür Musik immatrikulier le und postwendend wieder vom Unterricht befreit wurde. Denn sein Professor Bernd Alois Zimmermann bescheinigte ihm künstlerische Reife wie nach 15 Jahren harten Studiums.

Was fängt ein solches Genie mit seiner Karriere an? Jedenfalls nicht das Naheliegende: Hübner verzichtete auf Jubel und Trubel. Er richtete sich ein elektronisches Studio ein, experimentierte mit avantgardistischer Musik, trat 1968 bei den Berliner Festwochen auf. komponierte mehrere Opern und Sinfonien, nahm ein paar Platten auf – und verschwand Anfang der 70er Jahre in der Versenkung.

Er pilgerte durch die Bergwildnis von Kaschmir und über die Steppen Ostafrikas: er ward gesichtet in Bombay und in Spanien, in den USA und in Skandinavien. Und immer suchte er nach neuen philosophischen und musikalischen Erkenntnissen, irgendwann in den 80er Jahren kehrte Hübner dann nach Europa zurück, um die Früchte seiner Reisetätigkeit zu ernten. Er schrieb Bücher über „Das geheime Vermächtnis unserer großen Tonschöpfer“ und veröffentlichte seine schönsten Werke wie die SUN SYMPHONY auf dem eigenen Plattenlabel Enjoy Records (Rainsborn 1. 3501 Kassel-Edermündel).

Neuerdings verspricht Hübner sogar „lindernde Wohltal bei psychosomarischen Störungen“: Er produzierte im Rahmen seiner „Medizinischen Resonanz Therapie“ das „Musikpräparat RRR 891“, das Streß, innere Unruhe und Nervosität bekämpfen soll. Auf der CD mit mehr als 75 Minuten Laufzeit massieren wogende Elektronik-Klänge das Bewußtsein, das sich auf diese Weise tief entspannen soll.

Vielleicht wachen demnächst dann noch mehr Leute nach einer Hörsit2ung mit RRR 891 auf und haben gleich eine ganze Sinfonie im Kopf. Einen Krankenschein braucht dafür keiner,