Peter Gabriel: New York, Madison Square Garden


Peter Gabriel ist ein Kunststück gelungen: Immer noch Liebkind vieler Menschen, die von sich glauben, einen höheren Intelligenz-Quotienten zu besitzen als Otto Durchschnitt, ist er gleichzeitig ein richtiger Popstar geworden! Zumindest umgibt den queren Engländer auf seiner großangelegten US-Tour erstmals jene seltsame Aura des Superstar-Daseins: 15jährige Mädchen, die sich kreischend an die Rampe drängen; gleichzeitig Nummer Eins-Platzierungen sowohl seines Albums „So“ als auch der Single „Sledgehammer“.

Glücklicherweise läßt sich Gabriel von all dem Brimborium nicht aus der Fassung bringen. Und es sieht auch nicht so aus. als würde er seine ureigenen musikalischen Schrägheiten und politischen Leidenschaften aufgeben, um ins gleiche kommerzielle Lager zu wechseln, wo die Ex-Kollegen von Genesis zur Zeit so enorm erfolgreich ein Lied mit dem treffenden „Land Of Confusion“ singen.

Nach einem starken Opening des afrikanischen Sängers und Bandleaders Youssou N‘ Dour steigt Gabriel mit „Red Rain“ ein, unterstützt von einer qualitativ wohl kaum zu überbietenden Vier-Mann-Band: Gabriels alter Gefährte Tony Levin am Baß, David Rhodes an der Gitarre. David Sancious am Fairlight-Computer und Manu Katche an den Drums.

Natürlich kommen fast alle Songs aus „So“ zum Einsatz, wobei naturgemäß der „Sledgehammer“ in der Publikumsresonanz am kräftigsten zuschlägt.

Das Verblüffende an Peter Gabriel ist zweifellos seine Fähigkeit, auch den gewaltigen Aufwand an Elektronik und Computer-Technik menschlich und damit akzeptabel aussehen zu lassen. Von der stromlinienförmigen, „Blade Runner-ähnlichen Bühnendekoration über die ausgetüftelten Lichtspielereien bis hin zu den Tönen aus dem Computer, – alles setzt Gabriel ein, um menschliche Gefühle zu projizieren. Hier wird nicht mit einer Effekt-Show geprotzt, hier haben wir es mit einem Theater der Emotionen zu tun, das mit Peter Gabriel den optimalen Zeremonienmeister präsentiert.