Pete Yorn: Studierter Songwriter auf den Spuren von Buckley und Springsteen.


Fußball und Musik sind die beiden Disziplinen, so schreibt Nick Hornby in „Fever Pitch“, in denen es keine unentdeckten Ausnahmetalente gibt. Hat jemand wirklich das Zeug, sich unter den Besten durchzusetzen, dann – so behauptet der Autor von „High Fidelity“ – wird das eines Tages jemandem auffallen. Die Geschichte von Pete Yorn, einem studierten Kommunikationswissenschaftler aus New Jersey, bestätigt diese These. Nach einigen Semestern an der Syracuse University („Mein Vater wollte unbedingt, dass ich einen ordentlichen Beruf lerne“), verließ Yorn 2000 die Ostküste, um in Kalifornien sein Glück als Musiker zu versuchen. In guter Gesellschaft: Allein in Los Angeles spielen sich jeden Abend mehr als 100 Künstler die Seele in der Hoffnung aus dem Leib, eines Tages entdeckt zu werden. Yorn tingelte durch Cafes und Bars, bis ihm Mark Frannagan einen festen Tag in seinem „Largo“-Pub gab. Über Monate konnte er nun seine Songs an einer Hollywood-Crowd testen, die zwar nicht besonders groß, von regelmäßigen Auftritten von Aimee Mann, Ryan Adams, Neil Finn, Elliott Smith und anderen Größen aber durchaus verwöhnt war. Die Reaktionen waren ermutigend, was Yorn das Selbstvertrauen gab, sein Demoband an diverse Major-Labels zu schicken. Trotz regen Interesses wartete der erstaunlich abgebrühte Songwriter ab. „Ich hab so viele Freunde, die mit ihrer Plattenfirma unzufrieden sind oder sogar ihre Verträge verloren haben“, so Yorn mit einer Ernsthaftigkeit, die an Jeff Buckley erinnert. „Ich wollte zu Columbia Records, weil die mit ihren Songwritern gut umgehen. Ich wollte da sein, wo Springsteen ist. Und Springsteen wollte damals zu Columbia, weil Dylan dort war.“ Und das Warten hat sich gelohnt: Eines Tages kam die Einladung zu einer Audienz in den Columbia-Headquarters in New York. „Ich war scheißnervös“, erinnert Yorn sich und grinst etwas unsicher unter seiner Baseball-Cap. „Manche Leute sagen, dass es nur drei große Momente gibt, die darüber entscheiden, wie dein Leben verlaufen wird. Das ging mir schon im Kopf herum. Auf der anderen Seite hab ich mir gedacht: Fuck it, es kommt, wie’s kommt!.“ Das Columbia-Team war interessiert, wollte aber noch keinen Vertrag unterzeichnen. Doch einige Wochen später flog der jetzige Firmen-Präsident Will Botwin höchstpersönlich nach Los Angeles, um Yorn noch einmal spielen zu hören. „Ich hab einfach den Song ‚Life On A Chain‘ akustisch runtergeschrammelt. Und Will hat beschlossen, das Debüt-Album mit mir zu machen“, sagt Yorn und murmelt in sich hinein, dass er darauf „wirklich stolz“ sei. Obwohl der Multiinstrumentalist die meisten Songs damals bereits im Alleingang bei seinem Kumpel Walt Vincent in der Garage aufgenommen hatte, entschloss er sich, Brad Wood (Smashing Pumpkins, Placebo, Tortoise, LizPhair) und Don Fleming (Sonic Youth, Teenage Fanclub) als Produzenten zu engagieren. „Irgendwann ist uns klar geworden, dass wir jetzt eine echte Platte für Columbia aufnehmen“, so Yorn. „Also wollten wir Input von erfahreneren Leuten haben.“ Wood und Fleming gelang es, die Kompositionen des Songwriters in einen rockigen Kontext zu übersetzen, ohne ihnen dabei die Feinheiten zu nehmen. Denn obwohl Yorn Springsteens „Born To Run“ für den besten Song aller Zeiten hält, gehört er zu den wenigen Amerikanern, die von der Sensibilität der schottischen Belle & Sebastian beeinflusst sind. „Als ich die letztens live gesehen habe, hat mich das so inspiriert, dass ich direkt ins Studio gefahren bin, um bis 7 Uhr morgens an einem neuen Song zu arbeiten“, so Yorn. „Belle & Sebastian erinnern mich an die Schule. Die klingen so unschuldig. Wie wenn man in die Bücherei geht und ein Mädchen kennen lernt, oder?“

Pete Yorn – musicforthemomingafter (Columbia)

www.peteyorn.com