Penguin Café Orchestra – Köln, Stollwerck-Fabrik
Das Penguin Cafe Orchestra live zu erleben, ist ein seltenes Ereignis. Selten, weil Auftritte dieser lockeren Musiker-Cooperative um Komponist und Gitarrist Simon Jeffes äußerst rar sind (zwölf Gigs in sieben Jahren) – und selten (im Sinne vom unvergleichlich), weil die Musik des PCO aus dem Rahmen herkömmlicher Popmusik völlig herausfällt.
Das Penguin Cafe ist als Begriff synonym zu gebrauchen für eine Fiktion, ein Ideal, eine Utopie, die zu verwirklichen die Musik/das Auftreten des Orchestras beitragen soll. Wo immer Jeffes und seine sieben Mitstreiter auftauchen, gilt es den Widerstand der festgefahrenen Konzertsituation, die Distanz von Musiker/Publikum zu knacken, eine Atmosphäre größtmöglicher, gegenseitiger Offenheit, einen Ideen- und Gefühlsaustausch zu erreichen, Barrieren abzubauen.
Jeffes setzt dabei auf Volksnahes/ Folkloristisches. Verschiedenste Einflüsse ethnischer Musiken der ganzen Welt (Europa, Asien, Afrika, Südamerika) finden sich in den unaufdringlichen Musikminiaturen wieder. Zusammen ergeben sie ein reizvolles Mosaik, das analytisch veranlagte Menschen zwangsläufig in Neurosen treiben muß. Denn die Herkunft von Melodiefragmenteri beispielsweise, die man eindeutig als irisch erkannt zu haben glaubt, sind tatsächlich venezuelanische Motive. Doch durch die Zuordnung atypischer Instrumente, die man mit einer ganz anderen Tradition gedanklich verbindet, wird eine geographische Orientierung nahezu unmöglich. Grenzen werden aufgelöst, es entsteht eine Weltmusik, musikalisches Esperanto.
Wer in der Musik mit ihrem großen Zitatenschatz parodistische Züge zu erkennen glaubt, begibt sich jedoch auf den Holzweg. Der Beifrag der Phantom Captains, einer Theatergruppe, die zur Musik des PCO vor der Bühne und im Saal agiert, mag Gedanken in diese Richtung (bis hin zum Muli-Media-Spektakel) wecken. Doch Musik und Spiel gehen keine Ehe ein, bedingen sich nicht gegenseitig. Es ist ein Vorführen von Szenen aus dem Alltag, ein wenig überzeichnet, aber keine tiefgründige Gesellschaftskritik, sondern als zusätzlicher Ansporn zum Mitmachen gedacht. Animation.
Daß die Realisation der PCO-Idee im einstigen Maschinensaal der Schokoladenfabrik nur im Ansatz funktionierte, mag vor allem daran gelegen haben, daß die geladenen Gäste von „Bio’s Bahnhof (in dem PCO auftraten) nicht bereit waren, sich faszinieren oder gar treiben zu lassen. dk