Pavement: Köln, Gloria


MAN KENNT SICH, MAN GRÜSST SICH. Es herrscht erhöhtes Medienpartner-Aufkommen, circa 70 Prozent der Besucher sind aus der Branche und standen auf der Gästeliste, und jetzt stehen sie rum und trinken. Hier ein Pilschen, dort ein Kölsch. Hauptsache Prosit. Die Vorfreude im Auditorium ist groß, und das ist verständlich: Schließlich werden gleich Pavement auf der Bühne stehen. Ja, genau die: Pavement, die sympathischen Schnarchnasen aus Amerika, die Band, die seit Anfang der 90er den Rock wahlweise auch: Indie-Rock – dekonstruierte, um ihn irgendwie aus der Sackgasse zu lotsen. Ein Tritt in den Hintern, erst mal Rock kaputt machen, um Rock dann mit Karacho neues Leben einzupusten. Pavement – die ihr Geld übrigens jüngst in ein Rennpferd investierten – bedienten sich clever bei diversen Genres, bastelten Versatzstücke aus Folk, Country, Jazz, Psychedelic und Pop zusammen, verzichteten auf Posing und hatten immer diese schön-schluffige Attitüde. Virtuosität, Präzision? Scheiß aufs Muckertum. So war das, und so ist das noch immer. Sänger Stephen Malkmus und der Rest der Belegschaft trödeln sich ins Set, es wird gedehnt, zerfasert, zerbröselt. „Stereo“, ein Song vom letzten Album „Brighten The Corners“, kommt als disharmonisches Feuerwerk daher – fünf Musiker, die sich benehmen, als ob sie ihren ersten Chemiebaukasten testen. Es rumpelt und pumpelt, ständige Tempiwechsel fransen in amtlichen Krawall aus und werden später zuverlässig zur Melodie zurückgeführt. Heißa, was ein Spaß! Der allerdings hält nicht durchgehend an.“Spit On A Stranger“ und „Carrot Rope“, zwei Stücke vom neuen, mittlerweile sechsten Album „Terror Twilight“, sind hübsch, wirken aber im Live-Format ungewöhnlich linear. Keine Experimente auch bei einem anderen neuen Song: Bei „Folk Jam“ reichen sich Folk und Country genauso beschwingt die Hand wie auf Platte – aber eben auch nur so. Später im Set kommen dann zwei Pavement-Klassiker: „Here“, der Song mit der goldenen Textzeile „I was dressed for success but success it never comes“, und „Cut Your Hair“, das liedgewordene Plädoyer für eine ordentliche Frisur. Stephen Malkmus stemmt seine Gitarre in die Höhe, sagt artig „good-bye“, und das war’s. Fast. Denn vor der Zugabe war da noch ein junger Mann, der augenscheinlich mit allerhand Drogen herumexperimentiert hatte, sich das Notizblöckchen des Berichterstatters schnappte und fix folgenden Satz schrieb: „Pavement kick metaphorical arse.“ Kann sein. Musikalisch aber waren die neuen Songs – huhu, Rennpferd – dann doch allenfalls gepflegter Trab. Nicht schlecht, aber Pavement können besser.