Pavement
„Nächstes Jahr reicht denen der Laden hier nicht mehr.“ Der weise Schluß, den sich Kenner in der heimeligen Kneipenintimität des einzigen Münchner Refugiums für überzeugte Lederjackenträger zuraunten, war nicht schwer zu ziehen. Die „Substanz“ platzte aus allen Nähten, der jüngste Hype aus dem amerikanischen Untergrund hatte sich sogar bis in den schläfrigen Süden herumgesprochen. Zu sehen gab es demnach außer den Hinterköpfen unzähliger Vordermänner nicht viel. Glückliche Gestalten, die im Verlaufe des Abends schweißnaß von vorderster Front an die Bar stolperten, genossen Heldenstatus in den hinteren Reihen. Der Lohn der Mühe: dabei gewesen zu sein. Mit doppeltem Vergnügen –Pavement-Besucher durften sich nicht nur an der Genugtuung freuen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, sondern wurden gerechterweise auch noch in ihren hochgeschraubten Erwartungen bestätigt. Pavement live, das bringt ihre Stärken noch unmittelbarer auf den Punkt. Die neue Variante des US-Alternativ-Rocks begnügt sich nicht mit Durchschnitts-Grunge, Pavement meistert die Gratwanderung zwischen Melodie-Kletten und eigener Extravaganz auf souveräne Weise. Das New Yorker Quartett spielt mit den Grundregeln der Dynamik wie weiland die Pixies und mischt in das Kontrastprogramm Refrains von perfektem Hitformat. Das Ergebnis kommt dabei so frisch und unverbraucht von der Bühne, daß es an Beleidigung grenzen würde, bei Pavement nach musikalischer Perfektion zu suchen. Und auch wenn kluge Prophezeiungen vom großen Ruhm im Falle Pavement nichts Neues sind: Alle Unkenrufer haben natürlich absolut Recht.