Kolumne

Paulas Popwoche: Girls to the front


Paula Irmschler feiert Swift-Fans, Kathleen Hannas „Rebel Girl“ und rät von „The Idea of You“ ab.

Olympia ist vorbei und wurde von Paris via Tom Cruise (und Snoop Dogg) nach Kalifornien übergeben.

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Ich könnte bezüglich dieses teuren, Wohnungslose-vertreibenden, mit seltsamen Geschlechterkategorien auffahrenden Wettkampfes nicht weniger „caren“, aber natürlich interessiert auch mich die Causa um die Siegerin der noch schlagenden Herzen: Imane Khelif, über die sich misogyner Hass (und über den Fall hinaus transmisogyner Hass über die Welt) ergoss, wehrt sich und hat bei einer französischen Staatsanwaltschaft Klage wegen Cybermobbings eingereicht. In der Klage werden auch berühmte Hater wie J.K. Rowling und Elon Musk genannt. You go, girl!

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Fans der Woche (Überraschung!): Die Swifties

Lebensfeindliche Ideologen und ihre Kämpfer wollen zerstören, was junge Menschen glücklich macht: Zusammenkommen, Musikhören, sich ausdrücken, Buntsein, Queersein, Ausgelassensein, Feiern, Singen, Lieben, Schreien, Tanzen. Und deshalb mussten die drei Wien-Konzerte von Taylor Swift wegen islamistischer Terrorgefahr abgesagt werden. Trotz Traurigkeit und Angst, war die Zauberhaftigkeit der Swifties ungebrochen riesig, also versammelten sie sich trotz allem in der Stadt, um ihrer Lieblingsmusik und Gemeinschaft zu frönen. Sie sind unaufhaltbar.

Paulas Popwoche: Running up that hill – mit Taylor Swift, Shirin David und Kamala Harris

In London gibt es jedoch trotzdem einen Dämpfer: Die Fan-Ansammlungen vor dem Stadion, die eigentlich zu jedem „The Eras“-Konzert dazugehören, werden dort verboten. Viele Fans verkaufen jetzt sogar ihre (ehemals heiß begehrten) Tickets aus Angst vor einem Anschlag. Aber die Fans werden sich wieder was überlegen. Wer, wenn nicht sie?

Buch der Woche: Kathleen Hanna – „Rebel Girl“

Noch ganz bin ich nicht durch damit, sondern etwa bei der Hälfte, aber wenn wir schon mal bei toller weiblicher Fankultur und den Kämpfen von Vorbildern sind, muss man über das sehr erhellende und spannende Buch von Kathleen Hanna (Bikini Kill, Le Tigre) sprechen. Die Künstlerin, Musikerin und Aktivistin hat ihre Biografie geschrieben, es geht um ihr Aufwachsen, Familie, Schule, Bands, Kunst, politischen Aktivismus, Liebe und immer wieder um sexuelle Gewalt. Vor allem erfährt man viel über die Independent-Musikszenen in den 90ern. Die Idee von weiblichem Zusammenhalt, Solidarität und – man ist ja nicht nur im Leid und Kämpfen geeint – gemeinsamer Freude und Freundschaft in der Musikwelt, begann da Funken zu sprühen. „Girls to the front“, forderte Hanna bei ihren Konzerten und ist wirklich sowas wie die Mutter von Swift: Heute werden Armbänder bei Konzerten ausgetauscht, damals hielt Hanna die weiblichen Fans ihrer Bands dazu an, sich Symbole auf den Handrücken zu malen, damit man sich erkennt und zusammenkommen kann.

Paulas Popkolumne: In was für einem Sommer leben wir eigentlich?

Das Buch und ihre Erinnerungen zeigen auch, dass alles was heute von Rechten als „woke“ verächtlich gemacht wird, mitnichten neu ist, sondern genau die gleichen Gedanken sind, die sich schon vor 30 Jahren progressive Leute in Bezug auf Geschlecht, Sexualität, Rassismus und Klasse gemacht haben. Heute informieren und aktivieren viele über und für politische Belange via Insta-Bildchen, Hanna machte es damals über Flyer und Zines – und immer wieder auch über Gruppenorganisationen – und Gespräche (auch die Konzerte mauserten sich nicht selten zu diesen). Für die Zukunft kann man als Feministin nicht trotzdessen, sondern genau deswegen sehr viel lernen. Und außerdem sehr viel über Musikgeschichte, das Buch strotzt nur so von Namen und Referenzen.

Hier hat sich glücklicherweise schon mal jemand die Mühe gemacht und eine Playlist erstellt:

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Nichtempfehlung der Woche: „The Idea of You“ / „Als du mich sahst“

Manchmal muss es die leichteste aller Kost sein, also rutschte der Streamingdaumen diese Tage auf „The Idea of You“ (Prime), allein weil ich noch jedem Musikfilm irgendwann auf den Leim gehe. Die Mutter (Anne Hathaway) einer Teenagertochter (Ella Rubin) verliebt sich in den Sänger einer Boygroup (Nicholas Galitzine), von dem die Tochter früher mal Fan war. Ich erinnere mich daran, dass es vor ein paar Monaten einen kleinen Wirbel um den Film gab, es ging darum, dass sich eine „ältere“ Frau – sie wird 40 – in einen „jungen“ Mann, 24, verliebt. Klar, andersrum würde das leider keine Sau interessieren, das wird auch im Film und wurde auch im Zuge des Wirbels thematisiert, aber es ist alles noch seltsamer. Denn meistens las man dazu, was für ein Wahnsinn es sei, dass Anne Hathaway so jung aussähe.

Paulas Popwoche: Das Sommerflairchen

Man weiß gar nicht, wo anfangen. Erstens? Mit 40 ist man noch jung. Zweitens? Es wäre vollkommen in Ordnung, wenn Hathaway im Film wie 40 aussehen würde, was sie im echten Leben (und in anderen Filmen, zum Beispiel in „Mother‘s Instinct“, der auch vor Kurzem erst erschienen ist, auch tut). Drittens? Scheint die ganze Ästhetik des Films darauf angelegt, dass man als Zuschauende denkt: Wow, sieht Anne Hathaway 25-jährig aus! Weil wir ja alle den Jugendwahn von Hollywood schlucken sollen und es zu bereitwillig tun. Schönheit = jung sein, schlank sein, rein sein. Hathaway wandelt in „The Idea of You“ immer wieder durch gedämpftes Licht, trägt einen tiefen Pony und hat, ich will nicht mal über Beauty-Treatments und Make-up spekulieren, ziemlich sicher einen Filter über dem Gesicht, etwas das man immer öfter in Serien und Filme sieht, es wird halt alles immer verzweifelter. Die Message vom Film ist, dass man mit 40 noch begehrenswert ist, wenn man sich von Idealen zurichten lässt, die einen wie eine 25-Jährige wirken lassen, die ebenso schon zugerichtet ist. Ansonsten: Die Liebesgeschichte darum ist total vorhersehbar. Die Songs der Boyband sind ganz gut!

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Burn der Woche: Céline Dion

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Was muss man dazu noch sagen? Queen!

Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte im Überblick.

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