Kolumne

Paulas Popwoche: An einem Tag in Weihnachtsstimmung kommen – die Challenge


Paula Irmschler über neue und alte Weihnachtsfilme, -songs & andere Optionen, um noch vor der Weihnachtsfeier in Stimmung fürs Fest zu kommen.

Hat man schon seit mehreren Jahren eine Kolumne, so fängt man irgendwann an, sich zu wiederholen. Das ist nicht nur, weil man selbst nicht unbegrenzt kreativ ist, sondern weil sich bestimmte (popkulturelle) Ereignisse natürlich wiederholen. Sommerhits, Weihnachtsmusik oder das Ende des Jahres mit seinen Rückschauen sind so die Klassiker, auf die man eigentlich immer eingehen muss – und das hat mir immer Spaß gemacht. Mit den Sommerhits hab ich mich 2024 bereitwillig noch auseinandergesetzt (Karol G nahm das Ding mit nach Hause), die Rückschau 2024 steht noch aus, weil ich fest an das Prinzip ECHTES JAHRESENDE glaube und somit bis zur nächsten Kolumne warte – trotzdem will ich hier schon mal meinen Lieblingswitz zu diesem Thema da lassen, der von mir selbst ist: „Sagt ein Musikjourno zum anderen: Schatz, wir wollten doch dieses Jahr nichts ranken.“

Nun wären also popkulturelle Weihnachtserzeugnisse an der Reihe, aber ich hab nicht so richtig Bock. Das Problem: Nachdem ich vor zehn Jahren ungefähr aufgehört habe, Weihnachten zu feiern, hatte ich seitdem eigentlich umso mehr Spaß an dem Getue drumherum. Weihnachten wurde für mich zu Folklore, ähnlich wie Karneval – ich zelebrierte Musik, Filme und Nüsse, ohne dass ich die ganzen sozialen, religiösen und sowieso beknackten Teile mitmachen musste. Nun aber ist mir Weihnachten aus Versehen wirklich egal geworden. Nicht aus Zynismus, sondern im Gegenteil. Die schönen Sachen – Heimeligkeit mit Lichtern und Leuten, warme Getränke, kitschige Musik, geile Süßigkeiten, ich gönne sie mir einfach eh ganzjährig. ANYWAYS, ich versuche trotzdem, es muss doch möglich sein, sich in Weihnachtsstimmung zu bringen, in zum Beispiel: EINEM TAG? Es ist bereits Nikolaus, also los geht’s.

0. Grundlage schaffen: Einen Weihnachtskalender komplett auffressen.

1. Gehe ins Café Extrablatt, wo es immer gemütlich eingerichtet ist, viel rot, immer ein wenig zu vollgestopft, jetzt zur Weihnachtszeit stehen da Weihnachtsbäume, liegen „Geschenke“ rum – oh wie ich als Kind dachte, dass in diesen Deko-Geschenken wirklich was drinnen ist … Ist es bestimmt auch. Es läuft jedenfalls irgendwann „Christmas (Baby Please Come Home)“ von Mariah Carey, das ist der Schubs, den ich brauche, schließlich ist sie die Queen von Christmas … leider ist das Lied aber einfach nur ein Megabanger – weihnachtliche Stimmung will noch nicht aufkommen, lieber will ich jetzt in die Disse.

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2. Wobei sich Party und Weihnachten ja nicht ausschließen muss. Auf dem Heimweg pumpe ich „Big Santa“ von Saweetie, weil das zufällig der erste Song ist, der mir aus der „New Christmas Songs 2024“-Playlist reingespült wird. „I need a big, big Santa“, hehe. Ich habe eine Schwäche dafür, wenn Religion, Tradition und dieser ganze Kram komplett ausgehöhlt werden und es dann ganz ehrlich einfach nur um Ficken und Konsum geht. Xmas liegt aber immer noch fern.

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3. Vielleicht lieber alte Songs ballern, die einem was bedeuten? Bei mir allen voran vom 8 DAYS OF CHRISTMAS – das Album von Destiny`s Child. Ist mein einziges Weihnachtsritual seit über 20 Jahren – diese Platte auflegen, mich über sie freuen. Und mit Platte-Auflegen meine ich, die CD in den CD-Player legen. Und mit CD in den CD-Player legen meine ich mittlerweile, sie irgendwo zu streamen.

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Der Effekt 2024: Ich werd bissl nostalgisch, ich freue mich sehr, aber ist es auch weihnachtlich? Geht.

4. Sich über etwas aufregen. Wut ist ein zentrales Gefühl um Weihnachten herum. Ihr fresst sie in euch hinein und lasst sie nach den Feiertagen, nachdem ihr eure Familien wieder verlassen habt, in einer Sprachnachricht an eure Freundin raus. Ich zum Beispiel bin wütend über die 40-Jahre-Special-Version von „Do They Know It’s Christmas“ von Band Aid. Gar nicht, weil sie politisch fürn Arsch ist, sondern weil sie musikalisch einfach richtig beschissen geworden ist.

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5. Den ersten Weihnachtsfilm gucken. Lindsay Lohan hat wieder in einem Weihnachtsfilm mitgespielt und rund um die Promobilder dazu rätseln viele, was sie mit ihrem Gesicht hat machen lassen, die 38 Jahre junge Frau. Körperbilder – auch ein wichtiges Thema zu den Feiertagen. In dem Film, dessen Titel „Our Little Secret“ lautet, geht es darum, wie sie mit einer alten Liebe wieder zusammenkommt, obwohl beide mittlerweile in neuen Beziehungen sind. Das passiert ungefähr um Weihnachten herum – zack, fertig, Story. Der Film ist ganz witzig, cool besetzt, eine nette Sonntagsbeschäftigung, es gibt eigentlich kaum etwas zu meckern. Um mich in Weihnachtsstimmung zu bringen, fehlt mir aber noch eine deepe Neben-Storyline, mit denen solche Filme versuchen, Evergreens zu werden. Ich war leider zu keinem Zeitpunkt traurig.

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6. Den zweiten Weihnachtsfilm gucken. Weihnachts-RomComs sind die neuen Groschenromane und Netflix der Grabbeltisch. Und sie sind meistens auch ein Millennialtraum. Unsere Lieblingsstars spielen mit. In „Meet Me Next Christmas“ ist es Christina Milian und man freut sich sehr, sie mal wieder zu sehen. Sie will jemanden treffen, mit dem sie sich vor einem Jahr für ein Konzert verabredet hat und der ihre große Liebe werden soll. Dafür geht sie mit einem Wünscheerfüller auf die Suche nach einem Ticket – wie ich finde, ein guter Plot! Vor allem nach diesem Ticketmaster-Jahr. Wie in all diesen Filmen weiß man auch hier schon am Anfang genau, wie es ausgehen wird – es ist dann der Weg, der zählt. Hier ist er auch ganz süß, die Pentatonix spielen zum Beispiel eine tragende Rolle, es ist jedes Potenzial da, aber die Leute, die den Film geschrieben haben, haben zu viel verstreichen lassen. Unter anderem auch, mich endlich weihnachtlich zu stimmen. SCHADE.

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7. Ich mache mir vor Frust das Snowman-Lied von Sia an, es ist wunderschön, ein moderner Klassiker. Die erste Träne. PMS.

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8. Hier muss Stärkeres ran. „Tatsächlich Liebe“, „Kevin – Allein zu Haus“, Dean Martin, The Ronettes, Frank Sinatra, dazu Räuchermännl bestücken und anzünden.

Das Problem: Ich kann all diese Sachen so dermaßen auswendig, dass ich selbst der Ton- und Videoträger dazu bin, ich muss nichts davon mehr abspielen, die Filme und Songs sind längst Fleischstückchen an mir. An Räucherkerzengeruch muss ich auch nur denken und schon ist hier alles zugenebelt. Bin immun, abgeknippelt.

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9. Walmart veröffentlicht einen Werbespot, der gleichzeitig auch eine „Gilmore Girls“-Reunion ist. Also eine von Lorelai, Luke und Kirk. Fast macht es was mit mir, Stars Hollow im Schnee ist schon wirklich sehr überzeugend … Dafür ist der Werbespot aber doch zu kurz und … naja, halt ein Werbespot.

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10. Der dritte Weihnachtsfilm: „Hot Frosty“. Wow, der ist ungefähr so trashig, wie es nur geht. Die Protagonistin wird gespielt von Lacey Chabert mit (für Millennials: sie war Gretchen Wieners in „Mean Girls“ (mit Lindsay Lohan)!) – die seit zehn Jahren eigentlich nichts anderes mehr macht, als in Weihnachtsfilmen mitzuspielen (Neid!). Sie spielt jedenfalls eine Frau, deren Mann an Krebs gestorben ist, die trauert und irgendwann einem Schneemann einen Schal umlegt, wobei dieser zum Leben erweckt wird und dann kommen sie natürlich irgendwann zusammen. Wie in dem Lied von Sia irgendwie, oder aber wie der Topos der Sleeping Beauty nur mal auf einen Mann gemünzt. Hätte ich gern meine Zeit zurück, weil ich den Film gesehen habe? Joa. Werde ich mir noch andere Filme mit Lacey Chabert anschauen? Na sicher. Bis. ich. was. spüre.

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Jetzt muss ich aber zur Weihnachtsfeier, berichte danach.

Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte im Überblick.

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