Passport – Ein Ausweis, der auch für Amerika gilt


Es sieht ganz danach aus, als wenn Rock-Musik „Made in Germany“ nun endlich auch international zu Wert und Ansehen kommt. Vor allem der Mammut-Markt USA begeistert sich zusehends für deutsche Rock-Produkte. Nachdem im letzten Jahr schon Triumvirat, Epitaph und vor allem Nektar (angepriesen mit dem Slogan „Frisch aus Deutschland“) Fuß gefaßt haben, verhandeln zur Zeit mindestens ein Dutzend weitere deutsche Rock-Formationen mit amerikanischen Konzert-Veranstaltern. Beste Chancen haben Amon Düül, Randy Pie, Lucifers Friend, Jane, Hardcake Special, Tangerine Dream, Harmonia, Grobschnitt und Atlantis für einen Sprung über den großen Teich.

Für Doldingers Passport stellt der Amerikaner Ira Blecker (der auch Rod Stewart managt) zur Zeit gerade eine mehrwöchige USA-* Tournee für Juni/Juli dieses Jahres zusammen. Dabei sah es lange Zeit so aus, als ob das deutsche Jazz/Rock-Quartett schon im Frühjahr sechs Wochen lang durch die Staaten ziehen würde, um während dieser Zeit auch auf der „National Convention“ aufzutreten, wo sie neben 30 weiteren Formationen als einziger Vertreter Deutschlands angesagt waren. Daß es nicht dazu kam, lag an der Unfähigkeit der amerikanischen Agentur, den 6-Wochen-Zeitraum mit Konzert-Terminen vollzupacken. Und ihre Ferien wollten die Vier nun doch nicht in amerikanischen Hotels zubringen. „Jetzt haben wir Nägel mit Köpfen gemacht“, kommentierte Klaus Doldinger, „und mit Ira Blecker einen Vollprofi des Managements verpflichtet.“

Neues Album

In Anbetracht der fantastischen Verkäufe hat die Plattenfirma WEA dieser Tage den Passport-Vertrag langfristig verlängert. Auch für das neue Produkt „Cross Collateral“ (Atlantic ATL 50111) stehen die Zeichen auf grün: Nachdem schon „Looking Thru“ von der amerikanischen Presse einhellig gelobt wurde (Rolling Stone: „Ein Sound, der mehr beeindruckt als die Klangwälle von Tony Williams oder Miles Davis“) wurde das Album in Deutschland und Amerika synchron veröffentlicht. Das Atlantic-Stammhaus holte deshalb Klaus Doldinger Ende Februar in die USA, damit er den amerikanischen Journalisten Rede und Antwort stehen konnte.

Ein Sound, der Grenzen überwindet

Welch hochkarätige Musiker unter dem Namen Passport musizieren, zeigte sich im MUSIK-EXPRESS Pop-Poll ’74. Wurden doch darin Klaus Doldinger zum besten Instrumentalsten, Curt Cress zum zweitbesten Schlagzeuger und Passport zur zweiten Platten-Gruppe des Jahres gewählt. Die neue LP „Cross Collateral“ – bedeutet wörtlich „gegenseitig verrechenbar“, wird aber auch im übertragenen Sinne von „überwindet Distanzen und Grenzen“ angewandt – bestätigt diese Werteinschätzung nachdrücklich. Ihr spritziger Jazz-Rock wirkt darauf rhythmischer und „erdverbundener“ als ihre bisherigen Einspielungen. Zudem ließ Doldinger seinen Begleitern Curt Cress (Schlagzeug), Wolf gang Schmid (Gitarre, Bass) und Kristian Schultze (Keyboards) offensichtlich mehr Raum zur Entfaltung. Und er tat gut daran!

Curt Cress trommelt für die Turners-/hr>

Bei einem Passport-Konzert, das Ike Turner letzt jahrig in Deutschland miterlebte, hinterließ der Schlagzeuger Curt Cress bei dem Initiator des Soul-Unternehmens einen so nachhaltigen Eindruck, daß er den Deutschen zum Jahresende nach Los Angeles kommen ließ. Nun sind auf der neuen LP-Produktion von Ike & Tina Turner die Trommelschläge des gebürtigen Schlierbachers zu hören.

Solo-Aktivitäten

Wolfgang Schmid, ein nicht nur bei Insidern geschätzter Gitarrist, hat nun die schon länger geplante Solo-LP eingespielt. Die Schmid-Kompositionen, die im Mai unter dem Titel „Wolfhound“ auf den Markt kommen, verwirklichten neben Kristian Schultze und Curt Cress der Pianist Peter Ponger und der Flötist Zadlo Leszek. Währenddessen machte Keyboard-Spezialist Kristian Schultze als Produzent von sich reden. Er leitete die Studio-Arbeiten für eine Langspielplatte der Schauspielerin Heidelinde Weis.

Deutschlandtournee

Bevor sich Passport um den ergiebigen Amerika-Markt kümmert, geht die Gruppe im April und Mai auf eine längere Deutschland-Tournee. Bevorzugte Stationen sind jene Städte, in denen Passport seit Januar 1974 nicht mehr aufgetreten sind.