Pantera
Schwermetall moderner Prägung ist seit Jahren die Spezialität der Texaner -— und unbändige Power ihr besonderes Markenzeichen
Schauplatz: das Konferenzzimmer einer Plattenfirma im New Yorker Rockefeller Center. Die Anwesenden: Sängor Phil Anselmo, Drummer Vinnie Paul und Gitarrist Diamond Darrel, die nach 18stündiger Arbeit letzte Nacht den Mix des neuen Pantera-Alliums „Far Beyond Driven“ abgeschlossen haben. Entsprechend sehen sie auch aus -— immer noch reichlich benommen vom nächtlichen Besäufnis nach Erledigung ihrer Pflichten. „Wir spielen nicht mit Finesse, wir spielen mit Muskeln“, verkündet Herr Paul, ein Bär von einem Mann, der die Trommeln wie einst Mike Tyson seine Gegner bearbeitet, siegesgewiß. „Ich stehe auf wilde Zuschauer“, schiebt Herr Anselmo, der praktizierende Box-Fan mit dem muskelbepackten Oberkörper, den er bei jedem Konzert gern stolz und nackt präsentiert, noch schnell nach. „Die Leute erwarten das einfach von uns“, bekräftigt Herr Darrell.
Er muß es ja wissen. Schließlich sind die Texaner seit 1983 im Geschäft. Vollprofis mit über 2000 absolvierten Konzerten. „Wir spielten immer alles, was die Leute wollten.“ Schließlich dürfen auch die Zuschauer bei den Pantera-Shows ihre Muskeln spielen lassen, vom heißen Ringkampf vor der Bühne bis zum Stagediving ins Headbunger-Publikum. Blaue Flecken für die Fans im Saal sind ebenso obligatorisch wie die Flasche Whiskey für das schlagkräftige Quartett. „Nein, nein, wir besaufen uns nie vor dem Auftritt“, beschwichtigt Vinnie Paul. „Aber hin und wieder ein kräftiger Schluck aus der Pulle nimmt dir einfach die Hemmungen und du vergißt dann selbst kraclwmle Feuerwerkskörper oder die Rangeleien in der ersten Reihe darüber.“ Dennoch fiel der Durchbruch den Kraftprotzen nicht in den Schoß. Die Männer aus dem Süden der USA mußten sich regelrecht durchbeißen. Trotz eingefleischter Fangemeinde ignorierten sie die Radiostalionen und MTV beharrlich. Und das obwohl ihr Album „Cowboys From Hell“ (1990) Gold- und „A Vulgar Display Of Power“ (1992) gar Platinstatus einheimste. So sollten sie sich mit dem aktuellen Album denn auch leicht und locker in die Gewichtsklasse von Acts wie Sepultura, Biohazard, Rage Against The Machine und Death kämpfen können. Da mag natürlich auch MTV nicht länger abseits stehen. Der Sender kam nämlich auf die glorreiche Idee, ein Preisausschreiben für Heavy Metal-Fans zu veranstalten. Auf den Gewinner wartet ein Zeitvertreib der hölzernen Art: Er darf zusammen mit Pantera aus einem Garderobenraum Kleinholt machen.