Oscars 2018: Der größte Gewinner des Kinojahres ist nicht einmal für einen Preis nominiert
Michael Stuhlbarg hat etwas geschafft, was zuletzt 2002 passiert ist.
Wenn am Sonntag in Los Angeles zum 90. Mal die Oscars verliehen werden, dann liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf der Königskategorie „Bester Film“. Mitunter nominiert sind „The Shape of Water“, „Call Me By Your Name“ und „Die Verlegerin“. Die Filme sind grundverschieden, haben aber eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit: Michael Stuhlbarg.
Stuhlbarg gehört der Kategorie Schauspieler an, die bei vielen Leuten den Satz „Ach, den kenne ich auch von irgendwoher“ auslösen. Siehe auch: Bruce Greenwood oder Judy Greer. Der 49 Jahre alte Stuhlbarg trumpft oft in Nebenrollen auf, seine einzige große Hauptrolle hatte er in „A Serious Man“, dem Coen-Film, dem leider viel zu wenig Beachtung zuteil wurde.
In den vergangenen Monaten wertete er vor allem „Call Me By Your Name“ mit seiner Darstellung des Vaters des frisch verliebten Elios auf. Stuhlbarg mimte den klugen, besonnenen, verständnisvollen Zuhörer, der seinem unglücklich verliebten Sohn aber auch nicht die Lösungen für seine Probleme liefern kann. Für seine Leistung in „Call Me By Your Name“ forderten einige Kritiker und Zuschauer zumindest eine Nominierung als bester Nebendarsteller bei den Oscars, doch der Schauspieler geht leer aus. Seine Auftritte in „The Shape of Water“ und „Die Verlegerin“ waren hingegen zu kurz, um sie auszuzeichnen. Im erstgenannten spielt Stuhlbarg einen Wissenschaftler, der die Befreiung eines gefangenen Fischwesens unterstützt, in „Die Verlegerin“ einen Mitarbeiter der New York Times. Dazu war er zuletzt in „Fargo“, „Doctor Strange“ und „Arrival“ zu sehen.
Der Reilly-Award als Trostpflaster
Würde man alle drei Auftritte aus den nominierten Filmen zusammennehmen, wäre der Oscar für den besten Nebendarsteller 2017 eine klare Angelegenheit. Doch so funktionieren die Oscars nicht, gewürdigt wird eine einzelne Leistung in einem einzelnen Film. Michael Stuhlbarg bleibt zumindest der Trost, dass er fast die Hälfte der Dramen in der Kategorie „Bester Film“ aufgewertet hat und dafür immerhin den „John C. Reilly“-Award bekommt.
Die liebeswerte, aber im Prinzip nutzlose Auszeichnung wurde von der Website FiveThirtyEight ins Leben gerufen. Und zwar in Anlehnung an die Oscar-Verleihung 2002, bei der John C. Reilly Teil der Ensembles von „Chicago“, „Gangs of New York“ und „The Hours“ war. Reilly wurde für „Chicago“ immerhin als bester Nebendarsteller nominiert, ging aber leer aus.
Seit 2002 ist keinem Schauspieler und keiner Schauspielerin mehr das Kunststück geglückt, in gleich drei als „Bester Film“ nominierten Filmen aufzutreten, der letzte Fall vor Reilly liegt in den 1940ern. Michael Stuhlbarg darf sich also zumindest über diese kleine, nerdige Ehrung abseits der Oscar-Bühne freuen. Denn das Rampenlicht einer Einzelnominierung bleibt ihm auch 2018 verwehrt. In Zukunft wird sich das hoffentlich ändern.