Interview

Oscar Isaac im „Star Wars“-Interview: „Poe Dameron sollte eigentlich nach 20 Minuten sterben“


Wir sprachen mit „Star Wars“-Schauspieler Oscar Isaac über seine Rolle des liebenswert-arroganten Piloten Poe Dameron, die Vor- und Nachteilte von Ruhm und seine ganz persönliche Beziehung zum „Krieg der Sterne“-Franchise.

Seit dem 18. Dezember 2019 ist es so weit: Mit „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ findet die aktuelle „Krieg der Sterne“-Trilogie endlich ihren langerwarteten Abschluss. Ob sich die verwaiste Jedi-Ritterin Rey, der ehemalige Sturmtruppler Finn, Starpilot Poe Dameron und ihre Verbündeten letztlich gegen Bösewicht Kylo Ren durchsetzen können werden, wollen wir an dieser Stelle noch nicht verraten.

Dafür haben wir uns bereits im Vorfeld mit Schauspieler Oscar Isaac getroffen, der uns verriet, wie sehr sich seine Rolle im Laufe des Drehs verändert hat, warum sein Onkel ein viel größerer „Star Wars“-Fan ist als er selbst und wie es sich anfühlt, das eigene Gesicht auf Joghurtbechern und Salattüten zu sehen.

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Mr. Isaac, als jemand, der in den Achtziger Jahren in den USA aufgewachsen ist, waren Sie sicherlich zeitlebens „Star Wars“-Fan, oder?

Das können Sie wohl sagen. Ein großer sogar! Ich erinnere mich noch, wie mich mein Vater sogar mit ins Kino genommen hat, um damals „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ zu sehen. Da war ich gerade einmal vier Jahre alt. Ein noch größerer „Star Wars“-Fan war allerdings immer schon mein Onkel, dem ich sehr nahe stehe. Der ist besessen von „Star Wars“. Die Filme haben sein Leben verändert: Dass er Künstler und Grafikdesigner wurde, liegt nur an ihnen. Bis heute versucht er immer, über mich an irgendwelche exklusiven „Star Wars“-Figuren oder –Spielzeuge zu kommen.

Als man Ihnen die Rolle des Poe Dameron damals anbot, haben Sie also keinen Moment gezögert?

Natürlich nicht. Und das, obwohl die Rolle anfangs noch gar nichts mit der zu tun hatte, die wir heute kennen. Als mich J.J. Abrams vor etlichen Jahren zum ersten Mal ansprach, sollte Poe nur eine ganz kleinen Rolle sein. Eine Figur, die quasi die Handlung in Gang setzt – und dann spektakulär stirbt.

Tatsächlich?

Ich flog extra nach Paris, um J.J. und die Produzentin Kathleen Kennedy zu treffen. Sie erzählten mir die Geschichte, die sie für die neue Trilogie im Sinn hatten, und verrieten mir dann, dass ich nach 20 Minuten tot sein würde. Ich war so dreist, mir Bedenkzeit zu erbeten. Und als ich J.J. dann anrief, um zuzusagen, hatte er plötzlich die ganze Story wieder über Bord geworfen. Stattdessen musste ich plötzlich nochmal richtig vorsprechen – und durfte anschließend im Grunde aktiv an der Schöpfung von Poe Dameron mitwirken. Denn erst nach und nach entschied J.J., was er mit dieser Figur vorhat. Teilweise entstand manche Facette von ihm, etwa die humoristischen Momente, erst während des Drehs. Und die Idee, dass er eine Liebebeziehung mit Rey eingeht, wurde erst recht spät verworfen.

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Selbst für einen bekannten Schauspieler wie Sie sind die Berühmtheit und Popularität, die mit einer „Star Wars“-Rolle einhergehen, noch einmal etwas ganz anderes. Hat sich Ihr Leben durch die Filme sehr verändert?

Man merkte schon, dass einen plötzlich noch viel mehr Fans erkannten und auf der Straße ansprachen. Ein solcher Mega-Blockbuster macht einen plötzlich doch auf ganz andere Weise sichtbar. Allerdings kann ich mich alles in allem nicht beklagen. Ich lebe in New York, da gelingt es mir bis heute ganz gut, in der Anonymität abzutauchen. Nur nach Disneyland sollte ich mich inzwischen vielleicht nicht mehr ohne Verkleidung verirren.

Zur großen „Star Wars“-Maschinerie gehört natürlich auch immer eine riesige Marketing- und Merchandise-Kampagne. Gewöhnt man sich irgendwann daran, an jeder Ecke sein Gesicht zu sehen?

Ich finde diese Actionfiguren manchmal ein bisschen schräg. Beim ersten Film war ich fast empört: Da haben die tagelang irgendwelche Scans von meinem Gesicht gemacht – und dann kommt so etwas merkwürdig Hässliches bei heraus?! (lacht) Ansonsten finde ich vor allem die Sachen kurios, die mit Essen zu tun haben. Dass ich bei anderen Menschen auf Joghurtbechern oder Salattüten im Kühlschrank liege, werde ich nie normal finden.

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So etwas wagt man nicht einmal zu träumen, während man an der Schauspielschule studiert, oder?

Damals habe ich nicht wirklich darüber nachgedacht, ob ich eines Tages berühmt sein werde oder wie groß mein Erfolg wohl wird. Was mich interessierte war eher, wie ich ein richtig guter Schauspieler werde, der wirklich etwas von seinem Handwerk versteht. Natürlich träumte ich davon, irgendwann einmal mit Kolleginnen und Kollegen arbeiten zu können, die ich bewundere. Aber weiter gingen meine Erfolgsträume nicht.

Aber nun, da der Erfolg da ist: Haben Sie Ihren Ruhm schon mal ganz eigennützig für sich ausgenutzt?

Na klar! (lacht) Vor ein paar Monaten habe ich mir zum Beispiel die Kontaktdaten von Ben Stiller organisiert, weil ich so ein großer Fan seiner Serie „Escape at Dannemora“ war. Ich habe ihm eine E-Mail geschrieben und er hat auch geantwortet. Wir haben uns dann zum Kaffee getroffen, was er sicherlich nicht mit jedem macht, der ihm einen Fanbrief schickt. Auch bei der Musiker*in Arca habe ich mich mal gemeldet, weil ich ihre Arbeit großartig finde, und habe sie ins Theater eingeladen, als ich 2017 in New York als „Hamlet“ auf der Bühne stand. Auf so direkte Art mit Leuten kommunizieren können, die ich bewundere, genieße ich sehr, auch wenn ich mich noch nicht daran gewöhnt habe, dass das Normalität ist.

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„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ läuft seit dem 18. Dezember bundesweit in den deutschen Kinos.