Obwohl er mit Religion wenig am Hut hat, hegt Type 0 Negative-Chef Peter Steele einen frommen Wunsch: er möchte auf einem Planeten voller Frauen leben


Alles an diesem Quartett wirkt irgendwie vage, wie ein Pudding, den man an die Wand zu nageln versucht. Da ist zunächst dieses grimmige Sound-Vielerlei, das sich nicht recht entscheiden kann, ob es Sisters Of Mercy, Pestilence oder Richard Wagner sein will. Dann die Texte, die sich irgendwo zwischen larmoyantem Zynismus und schmerzverzerrter Melancholie tummeln. Und schließlich der ach so provokative Anspruch, sich auf reaktionäre Pseudo-Romantik wie auf archaische Subversivität gleichermaßen zu berufen. „Zwischen all diesen Stühlen“, grinst Peter Steele, Chefdenker, Sänger und Multi-Instrumentalist von Type 0 Negative, „fühlen wir uns am wohlsten.“ Das Quartett hat gerade sein drittes Album ‚October Rust‘ auf den Markt gebracht — und für sämtliche Kritik, die auf dieses Werk herniederprasselt, eine Erklärung parat. „Die Sisters Of Mercy“, sagt Steele, „sind tatsächlich unsere Lieblingsband. Tja, Pestilence hören sich ganz nett an. Und über Richard Wagner weiß ich zu wenig, um ihn mir als Idol vorstellen zu können.“ Romantiker sind Type 0 Negative laut Steele „allemal. Die Welt ist zu langweilig, um von der Realität als einziger Existenzform auszugehen. Den Vorwurf, wir seien Faschisten, halten wir für absurd. In unserer Heimat USA sind wir Kommunisten, in Europa Faschisten und in China behandelt man uns als Staatsfeinde. Wir sind einfach nur vier kapitalistische Arschlöcher aus Brooklyn, die gerne Musik machen. Naja, Sexisten sind wir auch, dazu stehen wir. Aber mit Politik haben wir absolut nichts am Hut. Politik ist ein ödes Land, in dem kein vernünftiger Mensch sich freiwillig aufhält.“ Entsprechend seiner sexistischen Lebensparole hat Chef-Texter Peter Steele das neue Opus auch „in erster Linie den Frauen gewidmet. Ich liebe die Art, wie sie gehen, sich schminken und herausputzen. Klar, ich bin mit fünf älteren Schwestern aufgewachsen, da habe ich früh mitbekommen, wie geheimnisvoll und mystisch Frauen sind, wie sehr ihre Gefühlswelt der von uns Männern überlegen ist. Mein Gott, wie gerne ich auf einem Planeten voller Frauen leben würde. Sex, das ist meine Religion, davon kann ich einfach nie genug kriegen. Sex ist neben der Geburt eines Kindes das einzige Wunder, das wir hier erleben dürfen. Dem kommt höchstens noch die Musik nahe. Nun, ich bin eben ein hoffnungsloser Romantiker. Und ein Musiker.“