Oasis: Lust for live
EIN SCHWARZER BUTLER ÖFFNET DIE TÜR der Telephone Box, die Britpop-Prinzen aus dem Geschlecht der Gallaghers stolzieren auf die Bühne. Jaaah, meinedamenundherrn, das ist grrrrrossse Unterhaltung! Und erst das Bühnenbild: Sieht aus, als hätte ein zweitklassiger Dekorateur für „Wetten daß…?“ Dali imitiert. Merkwürdig verloren, ja statisch stehen die Stars auf der Megabühne. Rabauken? Eher Wimps. Liam in der ihm typischen Pose, nach vorn gebeugt, den Kopf leicht nach oben. Noel, like a rock, die Gitarre vor dem Bauch. Was tun Großmäuler, wenn sie wirklich groß ‚rauskommen? Die Rüpelhaftigkeit wird ritualisiert.
Die Idee des neuen Albums, noch fetter, lauter, opulenter tu klingen, wird live zum Bumerang. Es dominiert eine eindimensionale Gitarrenschicht. Vom Kokettieren mit Naivität (dafür schließlich liebt man Oasis) ist wenig zu spüren. Die Boxentürme sind mächtiger. Oasis leiden, scheint es, unter der Leere nach dem globalen Durchbruch „all around the world“ (ironischerweise das beste Stück auf der neuen CD, live mit animierter Weltkugel).
Schließlich bleiben die rückwärtswandernden Zeiger der Bühnenuhr stehen – it’s a bittersweet Symphony.