Oasis: Branchenprimus verteidigt Dynamic Pricing von Ticketmaster


„Die Menschen sind an diese Preisveränderungen gewöhnt“

Wut und Enttäuschung sind noch immer, zwei Tage nach Start des Vorverkaufs für die 14 Oasis-Konzerte in Großbritannien (31. August 2024) riesengroß. Wer nach stundenlangem Warten in der digitalen Warteschlange (es soll 14 Millionen Interessierte für 1 Million Tickets gegeben haben) durchkam, sah sich mit einer faustdicken Überraschung konfrontiert. Man rieb sich die Augen. Angekündigt waren, etwa für die Londoner Wembley-Konzerte, Stehplatzkarten für zirka 150 Euro. Am Ende wurden rund 350 Euro verlangt.

Das nennt man „Dynamic Pricing“. Wenn die Nachfrage das Angebot massiv übersteigt, zieht Ticketmaster die Preise an. Zuletzt etwa bei Pearl Jam in Berlin – mit dem Ergebnis, dass beide Konzerte, unabhängig davon, dass die Band sie später absagte, bis drei Tage vor dem Termin nicht ausverkauft waren. Fans machen eben doch nicht alles um jeden Preis mit.

Die 14 Auftritte von Oasis wurden dennoch am Sonntagabend als ausverkauft gemeldet. Fans wüten noch immer, auch die, die sich ein Luxus-Ticket für die Bühnensicht aus hunderten Metern Entfernung gegönnt haben. Der Chef einer Kartenverkaufsbehörde hat den Verkauf von Oasis-Tickets nun verteidigt.

Preise von Oasis selbst festgelegt

Jonathan Brown, Geschäftsführer der „Society of Ticket Agents and Retailers“, lobte jedoch die Ticket-Websites für die Bewältigung der „enormen Nachfrage“ und betonte, dass die Preise von der Band festgelegt worden seien. Die 1997 gegründete Society of Ticket Agents and Retailers (STAR) ist ein britisches Gremium zur Selbstregulierung der Kartenverkaufsbranche für Live-Veranstaltungen. Ihr Ziel ist es, das Vertrauen der Verbraucher in den Verkauf von Eintrittskarten für Veranstaltungen zu gewährleisten, indem die Mitglieder einen Verhaltenskodex einhalten. Und das sei nun laut Ansicht von Brown passiert.

Dynamische Preisgestaltung ist nicht neu und nach den Verbraucherschutzgesetzen zulässig

Gegenüber der „BBC“ hielt Regierungsministerin Lucy Powell, Vorsitzende des Unterhauses, bereits dagegen: „Das ist der Markt und wie er funktioniert. Man muss das aber auf jeden Fall transparent machen, damit die Leute, wenn sie nach stundenlangem Warten drankommen, verstehen, dass das Ticket mehr kosten wird.“

Dynamische Preisgestaltung ist nicht neu und nach den Verbraucherschutzgesetzen zulässig. Jonathan Brown wies darauf hin, dass die dynamische Preisgestaltung auch für Hotelbuchungen und Reisetickets verwendet wird. „Die Menschen sind an diese Preisveränderungen gewöhnt“, sagte er.

Aber auf eine berechtigte BBC-Frage wusste auch Brown keine Antwort: Warum war es im Laufe des Tages zu einem Preisanstieg gekommen, obwohl die Nachfrage von Anfang an hoch gewesen sein muss?