Oasis


WAS HAT ZWEI ÄRMEL, EINEN REISSVERschluss, fünf Buchstaben und kostet 150 Mark? Richtig, ein Trainingsjackchen mit dem Oasi-j Logo drauf Das ist Fan Abzocke der sehr konsequenten Art Nur so werden schweinereiche Musiker noch schweine reu her Nun gut, die Gebrüder Callagher haben jetzt Familie, sowas kostet, und die Rausilmittel weiden auch nicht billiger nur weil jetzt kleine Schreihälse zu versor gen sind Und wenn sich genügend Fans ein sportives Jäckchen gekauft haben, funktioniert beim nächsten Mal vielleicht auch der Operier Fiirkin In The Bushes‘ kommt vom Band, zerhackt, knisternd, mit bedenklichen Aussetzern Aber dann: Tape aus, Spot an Auf Liam Auf Noel Und ein hinsehen auch auf Schlagzeuger Alan White dem und Andy Bell, die beiden neuen an Gitarre und Bass, kriegen keinen Spot ab Den ganzen Set lang nicht Die im Dunkeln sieht man kaum, aber man hört sie- Dte Mieimusiker machen einen guten spielfieudigen Job Doch einzig wo die Oallaghers sind ht das Licht“.Go Let It Out‘ singt Liam in bekanntei Manier den obligatorischen Schellenkranz in der »echten Hand, den Körper mit krummem Rücken unter das Mikro geschraubt Dann ist er bereit, die Ovationen des Publikums entgegenzunehmen Die Fans geben reichlich, grölen. Oasis. Oasisl“, Liam trippelt auf der Stelle wie ein Rennpferd in der Box und genießt Bis Big Brother dazwischengeht „Calm down“, brummelt Noel, und das ist schon recht so Ein Image i‘.t schließlich nicht nur dazu da, um konserviert zu werden – es will auch gepflegt sein Am besten den ganzen Abend lang Jede Minute hat man das Gefühl, dass Noel immer wieder ein und derselbe Gedanke durch den Kopf schießt , Scheiße, ich hab einen kleinen Bruder Ich kann ihn nicht leiden, aber er kann gut singen – und das ist mein Problem Und ein besseiei Proll als ich ist er auch noch.“

Stimmt. Liam brabbelt irgend etwas, das wohl nur Menschen verstehen, die des Manchester Dialekts machtig sind, gibt sich mit lennoneskei Sonnenbrille cool as fuck und brüllt dann „Supersonic“. Das Publikum ist seins – so lange, bis Noel ans Mikro tritt und seinen Auftritt hat. „Sun day Morning Call“ singt er, hymnischschon und episch breit. Nicht so breit allerdings wie Liam. Der musste bei Bru ders Auftritt selbstverständlich die Bühne verlassen und kommt nun wieder: jetzt neu mit Handtuch in der Linken. Damit sieht er ein bisschen aus wie Linus mit seiner Schmusedecke – mit dem Unterschied, dass der wohl nie so zubetoniert war. Macht aber nichts. Nach „Who Feels Love“ setzt es nur noch Hits. Noel covert ,,Heiter Skelter“, dankt nonchalant der zweitbesten Band der Welt für diesen Song, Liam singt „Wonderwall“, „Roll With It“ und „Live Forever“, bevor wieder der musikalische Direktor ans Mikro geht. Der zelebriert den Höhepunkt des Abends kollektive Gefühlsduselei, eintrachtiges Schauerden-Rücken-runterlaufen:,,Don’t Look Back In Anger“, was sonst? Und alle, wirklich alle, wollen sie eine Revolution vom Bett aus anzetteln. Arbeiterklasse? la sicher. Die Arroganz der Gosse, besser denn je. Das Proletariat hat gerockt. Please don’t put your life in the hands of a Rock’n’Roll band. Wieso denn eigentlich nicht? Wer oder was auch immer die Wunderwand ist: Sie war da, an diesem Samstag in Köln.