O wie oben
Egal, wie Stefan Raab beim Grand Prix abschneiden wird. Als neue Nummer 1 unter den Entertainern steht er sicher auf der Siegertreppe.
Am 13. Mai wird er Deutschland also beim „Eurovision Song Contest“ vertreten. Grand-Prix-Erfahrung hat er ja. Schließlich war der gelernte Fleischer (Abschlussnote Eins) bereits vor zwei (ahren dabei. Als Produzent Alf Igel zeichnete er für Horns „Guildo hat euch lieb“ verantwortlich. Ein respektabler siebter Platz sprang damals heraus. Diesmal tritt Raab selbst an. Die Gaga-Nummer „Wadde hadde dudde da“ entschied die nationale Vorausscheidung bekanntlich klar für sich: 57,4 Prozent der Anrufer stimmten für den Moderator von „TV Total“, der seine erste Band bereits 1984 gründete. Damals war er noch Schüler am Aloisius-Kolleg in Bad Godesberg. Corinna May landete abgeschlagen (14,1 %) auf dem zweiten Platz.
Knallchargen wie Lotto King Karl oder Knorkator blieben ohne Chance. Letztere durften sich immerhin damit trösten, in Raabs Show eingeladen zu werden und dort die Schnulze „Words Don’t Come Easy“ zum Besten zu geben.
Die Startreihenfolge für Stockholm steht übrigens schon fest. Die israelische Band Ping Pong wird den Contest mit „Sameach“ eröffnen, es folgen die Vertreter der Niederlande und Großbritanniens (mit dem bezeichnenden Beitrag „Don’t PlayThat Song Again“ von einer gewissen Nikki French). Raab wird mit der Nummer 15 ins Rennen gehen, nach den Dänen Jörgen & Niels Olsen („Smuk som et sterneskud“) und vor der Schweizerin lane Bogaert („La vita cos’e“). Dass sich das Ausland bei dieser Konkurrenz „über uns kaputt lacht“, wie Schlager-Ikone Tony Marshall unkt, steht da nicht zu befürchten. Schließlich hat sogar der britische „Independent“ seinen Lesern Stefan Raab als den Mann vorgestellt, der den Deutschen ihren Sinn für Humor wiedergegeben habe. Lind sollte Raab wider Erwarten in Schweden einen der hinteren Plätze belegen (was Ralph Siegel ja auch schon passiert ist), wird er nicht jenen Karriereknick erleben, der Guildo Hörn ereilte. Der stürzte ja nach dem Ende der Schlager-Euphorie böse ab.Sein Film „Waschen, Schneiden, Legen“ verschwandin Rekordzeit wieder aus den Kinos.
Raab kann dem 13. Mai gelassen entgegensehen. Seine Werbeverträge mit LTU (500.000 Mark) und Katjes sollten genug Geld in die Kasse gebracht haben, seine Single „Maschen-Draht-Zaun“ verkaufte sich eine Million Mal, und die Quoten von „TV Total“ treiben der Konkurrenz das Wasser in die Augen. Die Zeiten, als er lingles für Blend-a-Med und Burger King schreiben musste, dürften jedenfalls vorbei sein. Vielmehr wird Raabs Aufstieg weiter gehen. Grand Prix hin oder her. Der einstige Viva-Moderator hat sogar Chancen, Nachfolger von Thomas Gottschalk zu werden. Dessen Klamotten durfte er schon mal ausleihen, und Cottschalk selbst adelte ihn in der „Bild“: „Stefan Raab führt inzwischen den Schniedel vom Kollegen Dubinski im Fernsehen vor, während ich als harmlos-guter Onkel Gummibärchenan die Kinder verteile.“