Nur scheinbar niedlich und naiv: Die Lassie Singers
Die Lassie Singers helfen dir‘ war das Angebot, das Die Lassie Singers 1991 in Form ihres Debüt-Albums an die Nation richteten. Als etwas windschiefe Vokal-Girliegroup zu holprigem Beat skandierten sie Lebensweisheiten aus einem nie problemfreien, aber doch fröhlichem Girlie-Leben. Und prompt versuchten einige Teenie-Postillen – obwohl die Lassies damals allesamt schon über 30 Lenze zählten – die Band zur Schwestern-Gefolgschaft von Lucilectric zu stilisieren. Eine Entwicklung, die gottlob im Ansatz steckenblieb. Seitdem befindet sich die Band in der Metamorphose. Bei zwei weiteren Alben reichten sich hinter Vor-Singers Almut Schummel und Christiane Hügelsheim stetig neue Kräfte die Instrumente in die Hände. Schlagzeugerin Britta Neander und Bassistin Dodo Herting sitzen heute (vorerst) sicher im Sattel, sodaß die Lassies nun als „reine“ Girl-Group firmieren könnten. Doch das wollen sie gar nicht. Und sie wollen vor allem nicht auf die „wertvolle Arbeit von Männern“
verzichten: Ex-Gitarrist Hermann Hermann fungierte beim neuen Album ‚Hotel, Hotel‘ als Arrangeur und „heimlicher Gitarrist“. Ex-Gitarrist Funny Van Dannen wird „aus alter Tradition“ gecovert, FSK-Mitglied und Musikforscher Thomas Meinecke produzierte. ‚Hotel, Hotel‘ behandelt die Ambivalenz der Gefühle, Kulturkritik, das trotzige Nichteinverstandensein mit den Verhältnissen und überhaupt die Liebe. Zwar bleiben die Lassie Singers auch musikalisch eher lieblich. Wer ihren polternd, unorthodoxen Gitarrenpop jedoch immer noch für schlichtweg niedlich-fröhlich hält, sitzt weiterhin einer Halbwahrheit auf.