Nummer Eins: Don’t „Get Lucky“, get happy


Diesmal über die französischen Singles-Charts vom 12.Dezember 2013: Pharrell Williams - "Happy".

24 Stunden lang dauert „Happy“. Das ist, Sie wissen’s womöglich, ein ganzer Tag, die Nacht noch dazugerechnet. Wenn man Lust und Zeit hat, kann man also sehr lange einer beträchtlichen Anzahl von funky Zeitgenossen dabei zuschauen, wie sie durch Los Angeles dancen, was sicher eine sehr schöne Tätigkeit ist, da es sich in der kalifornischen Metropole aufgrund der angenehmen Temperaturen auch zu doofen Jahreszeiten ganz gut aushalten lässt.

Zudem ist Tanz ohnehin angenehm, im Gegenteil zu anderen Tätigkeiten, die in Musikvideos bisweilen ausgeführt werden. Stellen wir uns doch einmal vor, das Video zu „Beds Are Burning“ von der australischen Komplettrockband Midnight Oil hätte 24 Stunden gedauert. 24 Stunden lang wäre dieser Truck durch die australische Walachei gefahren, nur unterbrochen von gelegentlichem Ausdruckstanz. Wie langweilig! Außerdem hätte so eine Extended- Version des Clips den CO2-Fußabdruck der Band so weit nach oben katapultiert, dass Peter Garrett, den wir keinesfalls mit David Garrett verwechseln dürfen, dem lustigen Geigenvogel aus Aachen, niemals australischer Umweltminister geworden wäre.

Zurück zu Pharrells „Happy“, wo, wenn wir das richtig überblickt haben, weder David noch Peter Garrett auftauchen. Folgende Mitwirkende sind dem Schreiber dieser Zeilen ans Herz gewachsen: der kleine Blonde im zitronengelben Dress, der um 12.18 Uhr ein McDonald’s-Plakat in spanischer Sprache passiert, die Boys im Schulbusdepot (ab 5 Uhr nachmittags, da hat man als Busfahrer Zeit) und die blonde Dame, die gegen sechs Uhr morgens ein sogenanntes Wimmerl trägt, ein Accessoire, dessen Comeback wir uns sehnlichst wünschen, weil es so praktisch war, damals beim Skifahren als Achtjähriger am Spitzingsee.

In Deutschland hat es „Happy“ nicht in die Charts geschafft. Die Menschen hierzulande hören weiterhin „Jubel“ von Klingande. Wer sich von dessen Video eine 24-Stunden-Version wünscht, möge das bitte für sich behalten.

Diese Kolumne ist in der Februar-Ausgabe 2014 des Musikexpress erschienen.